In die retrospektive Kohortenstudie wurden alle erwachsenen Migräne-Patienten des Mayo Clinic Health System eingeschlossen, die vom 18. Mai 2018 bis 15. Sept. 2020 mit CGRP-Antikörpern behandelt worden waren und deren Krankenakte eine Raynaud-Diagnose nach ICD-10 aufwies. Primärparameter war die Inzidenz mikrovaskulärer Komplikationen (z. B. Auftreten oder Verschlechterung von Raynaud-Symptomen, Ulzerationen und Gangrän/Nekrosen der Finger) nach Beginn der Behandlung mit Antikörpern gegen CGRP oder seinen Rezeptor.
Inzidenz und Schwere
Insgesamt konnten 169 Patienten im Durchschnittsalter von 46 Jahren (96,4 % Frauen) ausgewertet werden. Unter ihnen erlitten neun (5,3 %), allesamt weiblich, mikrovaskuläre Komplikationen. Sie traten 26 bis 365, durchschnittlich 163 Tage nach Therapiebeginn auf und bestanden in verschlimmerten/neuen Raynaud-Symptomen (n = 8). Eine Patientin zeigte eine Zunahme von Teleangiektasien im Gesicht und eine unterzog sich aufgrund einer gangränösen Nekrose einer distalen Fingeramputation. Bei fünf der neun Patientinnen (55,6 %) waren in den Krankenakten schon zuvor Raynaud-Symptome vermerkt worden (in drei Fällen primär, in zweien sekundär zu einer Sklerodermie). Bei den übrigen vier Patientinnen (44,4 %) wurde die Raynaud-Symptomatik erstmals beobachtet. Zeitlich mit den Komplikationen assoziiert waren die Einnahme von Erenumab (n = 68) in fünf und Galcanezumab (n = 79) in drei Fällen sowie Fremanezumab (n = 40) in einem Fall. Die Raynaud-Symptome waren bei fünf Patientinnen transient, nur bei drei der neun Frauen wurden die CGRP-Antikörper abgesetzt.
Gibt es Risikofaktoren?
Das Durchschnittsalter der Betroffenen betrug 40 Jahre, acht der neun Patientinnen (88,9 %) litten unter einer chronischen Migräne und vier unter einer (meist visuellen) Aura. Potenziellen Einfluss hatten u. a. die gleichzeitige Einnahme von Betablockern (hier 66,7 % vs. 55,0 %) und eine Raynaud-Verschlimmerung im Winter. Der Vergleich mit den 160 Nicht-Betroffenen ergab aber keine signifikanten Unterschiede in den demografischen oder klinischen Merkmalen und keine Risikofaktoren für die Komplikationen. HL