Antidepressiva-Effekte

Neuro-Depesche 9/2015

Gesunde Mutter, glückliches Kind?

Die Stimmung einer depressiven Mutter kann sich auf das Kind übertragen –, und bei einer Remission der Mutter nehmen auch die psychiatrischen Symptome der Kinder ab. Welche medikamentöse Therapie nutzt beiden am meisten?

76 Mütter (18–65 Jahre alt) nahmen in einer zwölfwöchigen randomisierten Doppelblindstudie täglich 10–40 mg des SSRI Escitalopram (n = 29), 150–450 mg des Noradrenalin- und Dopamin- Wiederaufnahmehemmers (NDRI) Bupropion (n = 20) oder eine Kombination der beiden Medikamente (n = 27). Die insgesamt 135 Kinder waren zwischen sieben und 17 Jahre alt.
Depressive Symptome der Mütter (nach Hamilton Rating Scale for Depression) nahmen sowohl mit den beiden Monotherapien als auch mit der Kombination signifikant ab. 67% erreichten eine Remission.
Parallel dazu verringerten sich die depressiven Symptome der Kinder (nach Children’s Depression Inventory) nur in der Escitalopram-Gruppe. Mit dem SSRI waren die Frauen offenbar besser in der Lage „mit ihren Kindern zu sprechen und ihnen zuzuhören“. Dies zeigen auch ihre Werte der Social Adjustment Scale Self-Report, die sich unter dem SSRI stärker besserten als unter dem NDRI oder der Kombination.
In der Subgruppe der Mütter mit starkem negativen Affekt (Schuldgefühle, Feindseligkeit/ Reizbarkeit, Ängstlichkeit) kam es nur unter dem SSRI zur signifikanten Verringerung der Depressivität der Kinder –, und zusätzlich nahmen ihre funktionellen Beeinträchtigungen (nach der Columbia Impairment Scale) deutlich ab. NW
Kommentar

Obwohl alle Therapiearten in der Verringerung der mütterlichen Depression vergleichbar wirksam waren, verbesserten sich nur in der SSRI-Gruppe auch die depressiven Symptome der Kinder. Die Studie spricht für den differenzierten, personalisierten Einsatz von Antidepressiva. Diese sollten im Interesse der Kinder besonders gegen mütterliche Angstsymptome und Reizbarkeit wirken.

Quelle:

Weissman MM et al.: Treatment of maternal depression in a medication clinical trial and its effect on children. Am J Psychiatry 2015; 172(5): 450-9

ICD-Codes: T88.7

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