Zwei Millionen Mädchen jährlich
Neuro-Depesche 6/2012
Genitalverstümmelung geht weiter
Meist in afrikanischen Ländern, oft aber auch im Mittleren Osten und in Asien praktiziert, konnte die Genitalverstümmelung von Frauen (Female Genital Mutilation, FGM) noch nicht entscheidend eingedämmt werden. Sie scheint unter Immigranten in westlichen Ländern, die ihre Töchter meist bei einem Heimaturlaub „behandeln“ lassen, sogar zuzunehmen. Dänische Forscher fragten in einer Feldstudie in Äthiopien nach Häufigkeit, Umständen und Motiven dieser körperlich und seelisch langfristig traumatisierenden Misshandlung.
Fazit
?! Weltweit leben 100–140 Millionen Frauen, die zur „Eindämmung der Promiskuität“ oder dem Erhalt der Jungfräulichkeit oder aus „religiösen Gründen“ mit einer FGM misshandelt wurden. Jedes Jahr werden zwei Millionen Mädchen verstümmelt, zumeist im Alter zwischen 4 und 15 Jahren und besonders in muslimischen Bevölkerungsgruppen. Da die FGM hierzulande kein eigener Tatbestand ist, kann sie auch nicht als Auslandsstraftat verfolgt werden. Trotz dringender Forderungen existiert dafür außerdem noch immer kein eigener ICD-Diagnoseschlüssel. Es kann nicht oft genug davor gewarnt werden, die FGM und andere, aus der Steinzeit zu stammen scheinende Rituale aus vermeintlicher Liberalität heraus als kulturelle Eigenart zu tolerieren. Intensive Aufklärung vor Ort dürfte die langfristig aussichtsreiche Maßnahme sein.