33 Kinder mit einer ADHS vom kombinierten Typ (Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität) im Alter ≥ 12 Jahre sowie 19 mit Tourette- Syndrom (TS) und 50 psychisch unauffällige Kinder als Kontrollen unterzogen sich initial (T1) und nach zwei Jahren (T2) neuropsychologischen und psychometrischen Untersuchungen.
Geprüft wurden die kognitive Kontrolle (anhand der drei Komponenten Arbeitsgedächtnis, Inhibition und geistige Flexibilität), die gerichtete Aufmerksamkeit (nach der Variability of Standard Error im Conners’ Continuous Performance Test-II) und die Entscheidungsfindung (nach dem Hungry Donkey Task, HDT) sowie die Symptomschwere in Bezug auf Angst (nach der Revised Children’s Manifest Anxiety Scale, RCMAS-2), Depression (nach dem Short Mood and Feelings Questionnaire, SMFQ) und Verhalten (nach dem Behavior Rating Inventory of Executive Function, BRIEF). Zu T2 waren 58% der ADHS- und 32% der TSKinder medikamentös behandelt, zumeist mit Psychostimulanzien. Diese wurden jedoch 24 h vor den Tests abgesetzt.
Alle drei Gruppen verbesserten sich über die zwei Jahre in den Tests zur kognitiven Kontrolle gleichermaßen, doch nur die gesunden Kontrollen zeigten eine Zunahme der fokussierten Aufmerksamkeit. In der Kognition zeigten die TS-Kinder mit komorbiden Erkrankungen (Zwangsstörung, Tics, ADHS etc.) zu beiden Zeitpunkten (T1, T2) eine ähnliche Leistung wie jene mit einer ADHS, während die TS-Kinder ohne Komorbidität eher wie die gesunden Kinder abschnitten.
In den Aufgaben zur Entscheidungsfindung wählten die TS-Kinder (mit oder ohne Komorbiditäten) meist eine sicherere Strategie bei der Wahl vorteilhafter Optionen als die Kinder mit ADHS und die gesunden Kontrollen zu T2 (je p = 0,002). Dies ging einher mit einer besseren emotionalen Kontrolle –, und diese Assoziation war für die TS-Subgruppe ohne komorbide Krankheiten deutlich stärker.
Die psychometrischen Befunde zeigten, dass Kinder mit einem TS und jene mit einer ADHS gegenüber den gesunden Kindern zu beiden Untersuchungszeitpunkten mehr depressive und Angstsymptome sowie mehr Probleme mit der emotionalen Kontrolle aufwiesen. Bei den ADHS-Kindern waren depressive Symptome zu T1 und T2 signifikant häufiger als bei den Kindern mit einem TS. JL