Diabetes & Schilddrüse

Praxis-Depesche 11-12/2018

Gemeinsames autoimmunes Geschehen?

Die Ursache des Typ-1-Diabetes ist die autoimmun-vermittelte Zerstörung der pankreatischen Inselzellen. Aber auch die Schilddrüsenerkrankungen Morbus Basedow und Autoimmunthyreoiditis Hashimoto sind autoimmun-bedingt. Alle diese Entitäten haben einen gemeinsamen genetischen Hintergrund. Aber wie hoch ist das Risiko für Typ-1- Diabetiker, auch eine AIT (autoimmune Thyreoiditis) zu entwickeln, wirklich?

In Korea nahm man sich dieser Frage an und wertete die Daten von 102 Typ-1-Diabetikern aus (mittleres Alter bei Diabetes-Diagnose: 8,1 Jahre). Bei der Datenerhebung waren die Patienten im Schnitt 19,2 Jahre alt. Die Prävalenz von mindestens einem positiven Schilddrüsenantikörper (TPO-AK, TG-AK) lag bei 30,4%. Patienten mit positiven SD-Antikörpern wiesen zudem zum Zeitpunkt der Diagnose signifikant häufiger GADA-Antikörper auf (AK gegen Glutamatdecarboxylase, ein Typ-1-Diabetes-Marker). Eine AIT war dabei bei älteren Patienten häufiger.
Das Risiko für eine AIT war bei Vorhandensein von GADA mehr als vervierfacht (OR 4,45; 95%-KI 1,399-14,153).
In der Allgemeinbevölkerung liegt die AIT-Rate bei 0,1 bis 2%. Autoantikörper, die für den Typ-1-Diabetes typisch sind, erhöhen also das AIT-Risiko eklatant. Deshalb empfiehlt die US-amerikanische Kinderdiabetesgesellschaft, nach dem Stellen einer Typ-1-Diabetes-Diagnose immer auch Schilddrüsenantikörper und -funktionswerte zu bestimmen. Im weiteren Verlauf sollten dann zumindest die SD-Funktionswerte regelmäßig kontrolliert werden, auch wenn der Patient bzgl. seiner Schilddrüse asymptomatisch ist.
Über den gemeinsamen genetischen Hintergrund hinaus ist übrigens noch nicht genau klar, welcher Mechanismus für die Risikoerhöhung verantwortlich ist. CB
Quelle:

Hwang GB et al.: Prevalence of autoimmune thyroiditis in patients with type 1 diabetes: a long-term follow-up study. Ann Pediatr Endocrinol Metab 2018; 23: 33-7

ICD-Codes: E06.3

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