Dazu wurde vom 24. bis 30. Juni 2020 in den USA eine repräsentative Umfrage unter Erwachsenen (≥ 18 Jahre) durchgeführt. Insgesamt gaben 40,9 % der Befragten an, mindestens ein psychisches oder Verhaltensproblem zu haben. Die jüngeren Teilnehmer waren mit 74,9 % der 18- bis 24- und 51,9 % der 25- bis 44-Jährigen häufiger betroffen. Mit 30,9 % waren Symptome einer depressiven oder Angststörung (nach dem Patient Health Questionnaire) am stärksten verbreitet, gefolgt von 26,3 % mit Trauma-/Stress-bedingter Störung (nach der Impact of Event Scale). 13,3 % der Befragten berichteten einen neu begonnenen oder intensivierten Substanzkonsum, um mit Stress/Emotionen im Zusammenhang mit COVID-19 umzugehen.
In den letzten 30 Tagen ernsthaft über einen Suizid nachgedacht zu haben, gaben 10,7 % der Befragten an. Besonders hoch war dieser Prozentsatz u. a. bei den Jüngeren im Alter von 18 bis 24 Jahren (25,5 %) und bei ethnischen Minderheiten (Hispanier: 18,6 %, Schwarze 15,1 %) sowie bei Menschen, die unbezahlt Erwachsene betreuten (30,7 %).
Psychiatrische Konsequenzen der COVID-19-Pandemie
Gehäuft Stress, psychische Probleme und Suizidgedanken
Schon vor längerer Zeit wurden aus China erhöhte Raten an Angststörungen und Depression unter dem strikten COVID-19-bedingten Lockdown berichtet. Jetzt wurden in den USA die psychiatrische Komorbidität, Substanzkonsum und die Suizidalität während der (teils nicht stringent durchgeführten) Pandemie-Maßnahmen erfasst.
Kommentar
Die COVID-19-Pandemie bzw. die notwendigen Eindämmungsmaßnahmen fordern ihren Preis. Auch wenn die Daten nicht direkt vergleichbar sind: Die Prävalenz depressiver und Angststörungen war im Juni 2020 ungefähr dreimal so hoch wie in einer Erhebung von 2019 (24,3 % vs. 6,5 % bzw. 25,5 % vs. 8,1 %) und die von Suizidgedanken etwa doppelt so hoch (10,7 % vs. 4,3 %). Die Autoren empfehlen, die jeweils stärker betroffenen jüngeren Menschen gezielt zu unterstützen.
Czeisler MÉ et al.: Mental health, substance use, and suicidal ideation during the COVID-19 pandemic – United States, June 24-30, 2020. MMWR Morb Mortal Wkly Rep 2020; 69(32): 1049-57