Klinik bei Kamptokormie

Neuro-Depesche 11/2010

Gehäuft nicht-motorische Symp­tome

Während Haltungsstörungen bei Parkinson-Patienten die Regel sind, gilt eine ausgeprägte Kamptokormie, d. h. die unwillkürliche aktive Beugung des Rumpfes nach vorne mit teils extrem gesenktem Haupt („Dropped head“), als relativ selten. Japanische Ärzte untersuchten nun in einem Parkinson-Kollektiv die Häufigkeit dieser extremen axialen Fehlhaltung sowie die klinischen Merkmale und die Lebensqualität der Betroffenen.

Von 153 Patienten, die im Durchschnitt 68,5 Jahre alt und seit 5,9 Jahren erkrankt waren. wiesen 27 (17%) eine Kamptokormie auf. Ihnen wurden zu Vergleichszwecken 27 geschlechts- und altersgematchte Parkinson-Patienten ohne Kamptokormie gegenübergestellt.

Unter anderem wurden die Patienten mittels UPDRS auf die Motorik und mittels MMST auf die Kognition untersucht. Darüber hinaus wurden diverse Fragebögen zu den nicht-motorischen Symptomen (NMS) bei Morbus Parkinson, ihre MRT-Aufnahmen und die EMG-Befunde der paraspinalen Muskulatur ausgewertet.

Zwischen den Patienten mit und ohne Kamptokormie bestanden zur Überraschung der Autoren keine relevanten Unterschiede in Alter, Krankheitsdauer und -schwere, Demenz-Prävalenz, Levodopa-Dosis oder der EMG- und MRT-Befunde. Allerdings zeigten die Patienten ungünstigere Werte für Schlafstörungen nach der Parkinsons’s Disease Sleep Scale (PDSS), für eine Fatigue nach dem Fatigue Scale Questionnaire (FSQ), für Aufmerksamkeits-/Gedächtnis-Funktionen nach der Frontal Assessment Battery (FAB) und für verschiedene weitere NMS nach den Werten der Nonmotor Symptom Assessment Scale (NMSS), wie beispielsweise Schmerzen, Schwitzen etc. Auch die Lebensqualität nach dem Parkinson’s Disease Questionnaire 8 (PDQ-8) war bei den Patienten mit Kamptokormie signifikant niedriger als bei jenen der Vergleichsgruppe. JL

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Fazit
?! Im Gegensatz zu bisherigen Auffassungen scheint eine Kamptokormie bei Parkinson-Patienten ein relativ häufiges Beschwerdebild zu sein. Die Assoziation mit verschiedenen nicht-motorischen Symptomen deutet auf nicht-dopaminerge Mechanismen der Verursachung hin. Besserungen dieser Fehlhaltungsform könnten möglicherweise auch die Lebensqualität der Patienten haben, allerdings sind die derzeitigen Behandlungsoptionen bei diesem weitgehend Levodopa-resistenten Symptombild ausgesprochen begrenzt. Einige positive Erfahrungen existieren unter anderem für die Therapie mit Botulinumtoxinen.

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