RLS-Patienten mit Augmentation

Neuro-Depesche 5-6/2017

Gehäuft irrationale Entscheidungen

Zertifizierte Fortbildung

Ist die Entscheidungsfindung von (dopaminerg behandelten) RLS-Patienten beeinträchtigt? Hat das Vorliegen einer Augmentation der RLS-Beschwerden darauf einen Einfluss? Die Zudammenhänge untersuchte jetzt eine Innsbrucker Forschergruppe.

Unter 64 mit einer Mono- oder Kombinationstherapie (L-Dopa, Pramipexol, Rotigotin, Ropinirol) behandelten RLS-Patienten wiesen 40 eine Augmentation (AUG) auf, 24 nicht. Unter Symptomen einer Impulskontroll-Störung (ICD) bzw. einer diagnostizierten ICD litten sechs bzw. 13 Patienten der AUG-Gruppe, nur drei Patienten ohne AUG zeigten gewisse ICD-Symptome (keiner mit ICD-Diagnose). Kein Teilnehmer war depressive oder dement.
Neben der signifikant höheren ICD-Prävalenz (p = 0,006) hatten die Patienten mit AUG wie erwartet höhere L-Dopa-Äquivalenzdosen (p = 0,002), eine größere RLS-Schwere nach der IRLSSG-Skala (p = 0,001) und eine längere RLS-Dauer (p = 0,035).
Beide Patientengruppen und 21 Gesunde als Kontrollgruppe unterzogen sich dem „Beads Task“, einem simplen Test zur Entscheidungsfindung, in den auch die Impulsivität einfließt. Alle RLS-Patienten (mit und ohne AUG) trugen im „drawing behavior“ vor einer Entscheidung signifikant weniger Informationen zusammen als die gesunden Kontrollen (11,68 bzw. 11,25 vs. 22,86 „beads“; p < 0,001), der Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen war nicht signifikant (p = 1,0).
Darüber hinaus trafen die RLS-Patienten nach dem „Opposite colour choice“ des Beads- Tests auch häufiger irrationale Entscheidungen (die gegen die verfügbare Evidenz sprachen) als die Kontrollen (Score 2,00 bzw. 1,21 vs. 0,33; p ≤ 0,002). In diesem Punkt kam es bei Patienten mit AUG zu unvorteilhafteren Ergebnissen – sowohl gegenüber ihren Leidensgenossen ohne AUG (p = 0,037) als auch gegenüber der Gruppe Gesunder (p < 0,001). In beiden Tasks hatten die signifikanten Unterschiede in L-Dopa-Äquivalenzdosis, ICD-Prävalenz sowie RLS-Schwere und -Dauer auf das schlechtere Abschneiden der Patienten mit AUG keinen signifikanten Einfluss. JL
Kommentar

Die durchgängig schlechteren und teils signifikant häufigeren schlechteren Leistungen der RLS-Patienten mit Augmentation ähneln, so die Autoren, der Situation bei Patienten mit Substanzmissbrauch, Verhaltenssüchten oder auch Schizophrenie. Dabei war die Mehrzahl der Augmentationen (65%) eher leichtgradig. Es bliebe zu klären, inwieweit die Dopaminagonisten zu dem Phänomen beiträgt und ob dieses auch unter alpha- 2-delta-Liganden zu beobachten ist.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Heim B et al.: Haste makes waste: Decision making in patients with restless legs syndrome with and without augmentation. PLoS One 2017; 12(4): e0174793 [Epub 5. April; doi: 10.1371/journal.pone.0174793]

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