NeuroQuant und MSmetrix versus SIENAX

Neuro-Depesche 6/2016

Funktioniert die vollautomatisierte Hirnvolumen-Bestimmung?

Degenerative Veränderungen und die resultierende Hirnatrophie werden als MS-Outcome- Parameter immer wichtiger. Neue automatisierte Verfahren könnten die Etablierung der Hirnvolumenbestimmung im klinischen Alltag beschleunigen. Nun wurden zwei neue vollautomatisierte Algorithmen mit dem Quasi-Standard SIENAX verglichen.

Gegenübergestellt wurden die Befunde der beiden vollautomatisierten Methoden Neuro- Quant und MSmetrix denen des Structural Image Evaluation using Normalisation of Atrophy Cross-sectional (SIENAX), das spezielle Befundungskenntnisse erfordert. Als Basis dienten herkömmliche sagittale 3D-T1-Inversion-recovery fast spoiled-gradient echo (IR-FSPGR)-Aufnahmen von 61 Patienten mit schubförmiger MS (RRMS) und zwei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom (KIS), die mit einem 3-Tesla- MRT erzeugt worden waren.
Primäre Endpunkte waren die statistische Präzision (anhand des Pearson'schen Korrelationskoeffizienten) und die Genauigkeit (anhand der Unterschiede zwischen den drei Verfahren).
Die Präzision der WBV-Quantifizierung gegenüber SIENAX betrug für NeuroQuant 0,983 (p < 0,001), die Genauigkeit 0,871. Im Vergleich zu SIENAX führte NeuroQuant zu einer Überschätzung des WBV um 5,5% (1101 ±109,0 vs. 1162 ±118,0 ml). In der MSmetrix- Gruppe mussten drei Patienten ausgeschlossen werden. Bei den verbliebenen ergab sich vs. SIENAX eine Präzision von 0,992 (p < 0,001) und eine Genauigkeit von 0,994. MSmetrix (1107 ±103,0 ml) führte gegenüber SIENAX zu einer Plusabweichung im WBV von (nur) 1,0%.
Die Volumenunterschiede zwischen den neuen und dem älteren Verfahren waren bei hohen und niedrigen Volumina konsistent. Alle Verfahren korrelierten signifikant invers mit der Zahl und dem Volumen von T2-Läsionen. JL
Kommentar

Veränderungen des Gesamthirnvolumens korrelieren besser mit der MS-bedingten Behinderungszunahme (und den kognitiven Veränderungen) als herkömmliche Läsionsbasierte Bildgebungsbefunde. Für die Etablierung im Therapiealltag müssen die Verfahren aber neben der Lieferung genauer und reproduzierbarer Befunde auch schnell und „anwenderfreundlich“ sein. NeuroQuant und MSmetrix, die dieses Potenzial besitzen, haben sich anhand von gebräuchlichen MRT-Aufnahmen gegenüber dem „Goldstandard“ SIENAX gut geschlagen. Im Langzeitmonitoring der Hirnatrophie dürften allerdings Register-basierte Tools Vorteile haben.

Quelle:

Wang C et al.: Automated brain volumetrics in multiple sclerosis: a step closer to clinical application. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016; pii: jnnp-2015- 312304 [Epub 12. Apr.; doi: 10.1136/jnnp-2015-312304]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x