Schwerer Methylentetrahydrofolat-Reduktase-Mangel
Frühe Betain-Therapie reduziert nicht nur die Patientensterblichkeit
Um die Therapieaussichten von Betain bei einem schweren Mangel des Enzyms Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) auf eine solide wissenschaftliche Basis zu stellen, wertete ein niederländisches Ärzteteam die im Zeitraum zwischen 1960 und 2012 verfügbaren Fallberichte und -serien aus. Die Ärzte kamen zu dem Ergebnis, dass frühzeitig verabreichtes Betain die Überlebensrate erhöht und darüber hinaus die psychomotorische Entwicklung der Kinder verbessert.
Kommentar
Bei einem MTHFR-Mangel kann Homocystein nicht ausreichend zu Methionin remethyliert werden, es resultieren ein erhöhter Homocystein- und ein erniedrigter Methionin- Spiegel im Blut. Das klinische Bild ist sehr heterogen und hängt insbesondere von der Schwere des Enzymmangels ab: In der (frühen) Kindheit kommt es u. a. zu Gedeihstörung, Hypotonie, Lethargie und Krampfanfällen. Unbehandelte Patienten mit schwerem MTHFR-Mangel sterben oder entwickeln massive Entwicklungsstörungen, die nicht selten zu lebenslanger Pflegebedürftigkeit führen. Ein erhöhter Homocysteinspiegel gilt u. a. als Risikofaktor für Myokardinfarkte, Thrombosen und Schlaganfälle. Besonders das Fehlen von Risikofaktoren beim juvenilen Schlaganfall kann auf einen MTHFR-Mangel hinweisen. Da derzeit kein systematisches Neugeborenen-Screening etabliert ist, dürfte die Dunkelziffer dieser Fälle wahrscheinlich hoch sein.
Diekman EF et al.: Survival and psychomotor development with early betaine treatment in patients with severe methylenetetrahydrofolate reductase deficiency. JAMA Neurol 2014; 71(2): 188-94