„Science Slam“ beim DGN-Kongress 2020

Neuro-Depesche 1-2/2021

Fragen zu CGRP und der Antikörper-Therapie

Die inzwischen breit eingesetzen CGRP-Antikörper sind in der Prophylaxe der Migräne sehr wirksam und werden gut vertragen. Angesichts der Funktionen des Peptids in zahlreichen Organsystemen sind allerdings noch viele Fragen offen, z. B. zur gastrointestinalen Verträglichkeit und kardiovaskulären Sicherheit. Diese und andere Aspekte zur CGRP-Therapie mit Fokus auf Fremanezumab diskutierten Neurologen auf einem virtuellen Symposium von Teva im Rahmen des 93. DGN-Kongresses 2020.
Fallkontroll-Studien zeigten bei Migräne-Patienten eine erhöhte Rate an gastrointestinalen (GI) Funktionsstörungen, berichtete Robert Fleischmann, Greifswald. Zudem kann eine CGRP-Infusion GI-Beschwerden wie Übelkeit oder Unwohlsein auslösen. Ein CGRP-Antagonismus „könnte zu häufigeren Interaktionen mit GI-Funktionen führen, als bisher bekannt“, so Fleischmann. Zwar liegen für die verschiedenen CGRP-Antikörper keine Head-to-Head-Daten zu den Nebenwirkungen vor, doch Real-World-Daten zufolge trat eine Obstipation unter dem CGRP-Rezeptor-Antikörper häufiger auf als unter den Liganden-Antikörpern.
Neben dem GI-Trakt beeinflusst CGRP auch das kardiovaskuläre System. Im Allgemeinen weisen Migräne-Patienten höhere vaskuläre Risiken auf, sagte Bianca Raffaelli, Berlin. Sie haben gegenüber der Bevölkerung ein um das 1,5-Fache erhöhtes Schlaganfallrisiko. Da CGRP eine kardiovaskulär-protektive Rolle spielt, standen in den Antikörper-Studien entsprechende Nebenwirkungen im Fokus. Für Fremanezumab wurde festgestellt, dass die Zahl an kardiovaskulären Nebenwirkungen auch bei Patienten mit Risikofaktoren vergleichbar ist wie unter Placebo. Die Thematik sollte mit Hilfe von Real-World-Daten weiter untersucht werden, betonte Raffaelli, „um eine Rationale für den Einsatz von CGRP-Antikörpern bei Risikogruppen zu erhalten“.
Fremanezumab kann u. a. Migräne-Begleitsymptome wie die Photophobie reduzieren und entfaltet seine Wirkung auch bei Patienten mit Medikamentenübergebrauch. Es ist außerdem der einzige in Europa zugelassene CGRP-Antikörper, der in einer Monatsdosierung (225 mg) und einer Quartalsdosierung (675 mg) verfügbar ist. Patientenbefragungen zufolge bevorzugen etwa zwei Drittel der Patienten die vierteljährliche Behandlung. JL
Quelle: Teva-Symposium Virtuell: „CGRP Science Slam: Aus der Wissenschaft in die Klinik. 6. Nov. 2020, 93. DGN Kongress 2020 

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