Therapie des Restless-Legs-Syndroms

Neuro-Depesche 4/2016

Fortschritte und Perspektiven

L-Dopa und Dopaminagonisten sind in den letzten Jahrzehnten zum Goldstandard der RLS-Behandlung geworden. Zwei österreichische Expertinnen befassten sich anhand neuer Studiendaten mit den jüngsten Therapiefortschritten und -aussichten.

Etliche neue Studien zeigen, dass sich die Behandlungsmöglichkeiten beim RLS erweitern.

Nicht-dopaminerge Medikamente

In einer 12-wöchigen Doppelblindstudie (n = 306) kam es bei den unzureichend wirksam vorbehandelten Patienten mit einem schweren RLS (Score der International RLS Study Group [IRLS]: 31,6 von max. 40 Punkten) unter Oxycodon/ Naloxon zu einem signifikanten Rückgang um 16,6 Punkte (vs. -9,5 unter Placebo; p < 0,0001). Nach der 40-wöchigen Verlängerung betrug der durchschnittliche IRLS-Gesamtscore nur noch 9,7. Es wurde keine Augmentation beobachtet. Die Effektgröße war höher als in vergleichbaren Studien unter Dopaminergika.
In einer großen placebokontrollierten Doppelblindstudie (n = 719) wurde der 2-Ligand Pregabalin (300 mg/d) mit dem Dopaminagonisten Pramipexol (PRX) verglichen. Nach zwölf Wochen hatte der IRLS-Gesamtscore in dieser Head-to-head-Studie gegenüber Placebo um 4,5 Punkte (p < 0,001) sowie um 0,6 unter 0,25 mg/d PRX (p < 0,36; ns) und um 3,2 Punkte unter 0,5 mg/d PRX (p < 0,001) abgenommen. Eine Augmentation war nach 52 Wochen unter Pregabalin signifikant seltener als unter 0,5 mg/d PRX (2,1% vs 7,7%; p < 0,001).

Schließlich kam es in einer placebokontrollierten Vergleichsstudie (n = 474) nach zwölf Wochen unter dem 2-Liganden Gabapentin Enacarbil in allen Dosierungen (600 mg, 900 mg, 1200 mg) zu einem gegenüber Baseline signifikanten Rückgang des IRLS-Gesamtscores um 11,10, 10,28 und 11,38 Punkte (Placebo: -8,96). Darüber hinaus ergab die gepoolte Analyse dreier randomisierter kontrollierter Studien, dass Gabapentin Enacarbil (600 mg und 1200 mg/d) bei schlafgestörten RLS-Patienten die Stimmung und den Schmerz gegenüber Placebo deutlich besserte.

Lesen Sie den ganzen Artikel

Fachgruppen-Login


Zugangsdaten vergessen?

Klinische Implikationen

Die symptomatische Wirksamkeit von L-Dopa und Dopaminagonisten ist sehr gut belegt, doch die Langzeittherapie mit diesen dopaminergen Medikamenten geht nicht selten mit Wirksamkeitsverlust, Augmentation und/oder anderen Komplikationen bzw. Nebenwirkungen einher. DA sollten unter diesem Aspekt in einer möglichst niedrigen Dosis verabreicht werden; die intermittierende Gabe von L-Dopa, DA und Opioiden kann eine Option sein. Für die Wirksamkeit nicht-dopaminerger RLS-Medikamente wie Opioide und 2-Liganden nimmt die Evidenz zu, wenngleich es nur wenige direkte Vergleichsstudien gibt. Insgesamt bleibt es dabei, dass nur Patienten mit einer relevanten RLS-Symptomatik medikamentös behandelt werden sollten, d. h. wenn diese die Alltagsverrichtungen, den Schlaf oder die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt.

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x