Neue AAN-Empfehlungen zum rezidivierenden Schlaganfall

Neuro-Depesche 9/2016

Foramen ovale verschließen oder nicht?

Ein Report des „Guideline Development, Dissemination, and Implementation Subcommittee“ der American Academy of Neurology (AAN) befasst sich mit der Frage, ob Schlaganfallpatienten mit einem offenen Foramen ovale gemäß Studienevidenz routinemäßig ein operativer Verschluss angeboten werden sollte.

Ob der perkutane Verschluss eines offenen Foramen ovale (patent foramen ovale, PFO) der alleinigen medikamentösen Therapie bei Patienten mit einem kryptogenen ischämischen Schlaganfall überlegen ist, war die Hauptfragestellung der Autoren. Zudem wurde geprüft, ob Antikoagulanzien wie Warfarin bei PFO-Patienten in der Schlaganfall-Rezidivpropylaxe gegenüber Thrombozytenaggreagtionshemmern wie ASS Vorteile haben. In diesem Update der AAN-Guidelines (2004) zur Behandlung von Schlaganfallpatienten führten das systematische Review und die strukturierte Bewertung der Literatur zu folgenden Empfehlungen:
Der perkutane PFO-Verschluss mit dem STARFlex-System hat gegenüber der medikamentösenTherapie allein in der Schlaganfallprävention „möglicherweise keinen Nutzen“. Die Risiko-Differenz (RD) betrug lediglich 0,13% (95%-KI: -2,2% – 2,0%).
Der perkutane PFO-Verschluss mit dem AMPLATZER PFO Occluder senkt das Schlaganfallrezidivrisiko „möglicherweise“ deutlich um 68% (RD: -1,68%; 95%-KI: -3,18% – -0,19%). Er scheint aber das Risiko für das Erstauftreten eines Vorhofflimmerns (VHF) um 64% u erhöhen (RD: 1,64%, 95%-KI: 0,07%–3,2%). Das Risiko für prozedurale Komplikationen beträgt „höchstwahrscheinlich“ 3,4% (95%-KI: 2,3%–5%).
Um die Wirksamkeit einer antikoagulativen im Vergleich mit einer thrombozytenhemmenden Therapie zur Schlaganfallrezidivprophylaxe zu beurteilen, konstatieren die Autoren eine unzureichende Evidenz (RD: 2%; 95%-KI: -21% – 25%). Sprechen keine andere Gründe für eine Antikoagulation, können Ärzte bei kryptogenem Schlaganfall und PFO stattdessen Thrombozytenaggreagtionshemmer anbieten (Level C). JL
Kommentar

Das AAN-Subcommittee kommt zu dem Schluss, dass Ärzte ihren Patienten mit einem kryptogenen ischämischen Schlaganfall und einem PFO – außerhalb von Forschungsprojekten – nicht routinemäßig einen Verschluss empfehlen sollten (Level R). In seltenen Fällen wie rezidivierenden Schlaganfällen, die trotz adäquater medikamentöser Therapie auftreten, können Ärzte den AMPLATZER PFO Occluder anbieten (Level C).

Quelle:

Messé SR et al.: Practice advisory: Recurrent stroke with patent foramen ovale (update of practice parameter): Report of the Guideline Development, Dissemination, and Implementation Subcommittee of the American Academy of Neurology. Neurology 2016; [Epub 27. Juli; doi: 10.1212/WNL.0000000000002961]

ICD-Codes: Q21.1

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