ADHS bei Erwachsenen

Neuro-Depesche 3/2017

fMRT-Neurofeedback bessert Kognition

Zertifizierte Fortbildung

In einer exploratorischen randomisierten Studie wurde geprüft, wie ein auf funktionelle MRT-Aufnahmen (fMRT) gestütztes Neurofeedback-Training die klinische Symptomatik und die kognitiven Fähigkeiten erwachsener ADHS-Patienten beeinflusst.

Patienten mit einer ADHS weisen auch kognitive Dysfunktionen auf, die offenbar mit einer Unterfunktion des dorsalen anterioren Zingulum- Kortex (dACC) einhergehen. Dem entsprechend sollten nun die Teilnehmer lernen, mit dem real-time fMRT-Neurofeedback (rtfMRT) ihren dACC zu aktivieren.
13 männliche und weibliche ADHS-Patienten (≥ 18 Jahre; IQ > 90) unterzogen sich vier wöchentlichen Neurofeedback-Sitzungen (á 60 Min.), bei denen sie Rechenaufgaben (Mental Calculation Task) mit variierenden Schwierigkeitsgraden ausführten. Nur sieben erhielten kontinuierlich ein Feedback zur aktuellen dACC-Aktivität, die übrigen sechs Patienten dienten als Kontrollen. Die ADHS-Symptome Aufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität wurden mit DSM-IV-Skalen erfasst, die kognitiven Funktionen mit Tests zu Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Impulshemmung etc.
Der dACC ließ sich im rt-fMR zuverlässig lokalisieren und beide Gruppen erreichten im Verlauf der Sitzungen einen anhaltenden signifikanten Anstieg der dACC-Aktivierung, der sich in den Werten des Multi Source Interference Task (MSIT) widerspiegelte (p = 0,01).
Während sich in der klinischen Symptomatik in beiden Gruppen keine signifikanten Effekte zeigten, erfuhren die aktiv behandelten Patienten eine deutlich stärkere Besserung (p < 0,05) einzelner kognitiver Fähigkeiten: So kam es in der Gruppe mit aktivem Neurofeedback zu einer signifikanten Zunahme der anhaltenden Aufmerksamkeit anhand der Response- Inhibition im Sustained Attention DOTS Task (Prä: 2,8, Post: 1,1; p = 0,05 vs. Prä: 1,4, Post: 1,2; p = 0,85). Auch die Genauigkeit des visuellen Arbeitsgedächtnisses im Visual Working Memory Task (2-back) besserte sich in der aktiven Gruppe signifikant, nicht aber bei den Kontrollen (Prä: 67%, Post: 76%; p = 0,03 vs. Prä: 64%, Post: 68%; p = 0,46). Bei anderen kognitiven Fähigkeiten wie verbalem Arbeitsgedächtnis, Vigilanz etc. hatte das Neurofeedback jedoch keine robusten Therapieeffekte. JL
Kommentar

Nach der weitgehenden Erfolglosigkeit von EEG-Neurofeedback-Methoden zeigt diese Pilotstudie, dass ein rt-fMRT-Neurofeedback- Training bei Erwachsenen mit ADHS grundsätzlich „machbar“ ist und auch wirksam sein kann. Mögliche signifikante Verbesserungen der klinischen Symptome könnten aufgrund der kleinen Teilnehmerzahl verborgen geblieben sein. Daher sollte die Technik nun weiter untersucht werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Zilverstand A et al.: fMRI neurofeedback training for .... PLoS One 2017; 12(1): e0170795 [Epub 26. Jan.; doi: 10.1371/journal.pone.0170795]

ICD-Codes: F90.

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