Pro und Contra

Neuro-Depesche 11/2000

Fahrerlaubnis bei psychogenen Anfällen einschränken?

Ätiologie und Pathogenese psychogener, nicht epileptischer Anfälle sind noch weitgehend ungeklärt. Die wenigen und zumeist nicht schweren Verkehrsunfälle von Patienten mit psychogenen Anfällen wurden von diesen selbst berichtet. Ob sie mit den Anfällen in Zusammenhang standen, ist ungewiss.

Da Konversionsstörungen zu den psychischen Störungen gerechnet werden, ist zu fragen, ob das Risiko für Verkehrsunfälle bei psychogenen Anfällen ebenso erhöht sein könnte wie beispielsweise bei der Schizophrenie oder deutlich geringer ausgeprägt ist. Da das Phänomen episodisch zwischen Zuständen von Gesundheit auftritt, ist es Epilepsien und Synkopen in dieser Hinsicht vergleichbar. Die Patienten haben im EEG einen normalen Alpha-Rhythmus, wirken aber auf ihre Umwelt bewusstseinsgestört oder -verändert. Andererseits ist vorstellbar, dass Patienten mit psychogenen Anfällen von sich aus ein risikoärmeres Fahrverhalten an den Tag legen, vor dem Fahren keinen Alkohol zu sich nehmen, nur in Begleitung autofahren oder nur bei Tageslicht fahren. Zunächst wurden 82 Ärzte der American Epilepsy Society danach befragt, was sie Patienten mit psychogenen Anfällen hinsichtlich des Führens eines Kraftfahrzeuges empfehlen. Hier ergab sich, dass 49% dieselben Einschränkungen wie für Epilepsie als gültig erachteten, 32% trugen keinerlei Einschränkungen an die Patienten heran und 19% entschieden von Fall zu Fall. Des weiteren wurden 20 Patienten, 17 Frauen und drei Männer, mit psychogenen Anfällen untersucht. Alle Anfälle ahmten generalisierte tonisch-klonische Anfälle nach. Aus den Raten für Verkehrunfälle in Wisconsin wurden die zu erwartenden Verkehrsunfälle, nämlich 5,75 errechnet. In dieser kleinen Gruppe war es zwischen 1990 und 1994 zu insgesamt 8 Verkehrsunfällen gekommen, keiner davon verlief tödlich. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant.

Quelle: Benbadis, SR: Should Patients with Psychogenic Nonepileptic Seizures be Allowed to Drive?, Zeitschrift: EPILEPSIA, Ausgabe 41 (2000), Seiten: 895-897

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