MS bei Kleinkindern

Neuro-Depesche 10/2004

Extrem selten und die Prognose ist schlecht

MS ist bei Kindern unter zehn Jahren sehr selten, Erkrankungen im Alter unter zwei Jahren wurden bislang weltweit erst in fünf Fällen berichtet. Nun kam ein sechster Patient hinzu.

Vorgestellt wurde ein 18 Monate altes Mädchen, das seit vier Tagen unsicher ging und schläfrig war, Neben der vorherrschenden Ataxie fanden sich eine einseitige Ptosis, Nystagmus und Intentionstremor. Die Liquoranalyse ergab eine Pleozytose, erhöhte Proteinkonzentrationen und vermehrt Myelinbasisches Protein, aber keine oligoklonalen Banden. Im T2-gewichteten MRT fanden sich multiple Läsionen u.a. in Zerebellum, Hirnstamm und der zerebralen weißen Substanz. Nach Diagnose einer akuten disseminierten Enzephalomyelitis (ADEM) erfolgte eine Behandlung mit 2 mg/kg KG oralem Prednisolon. Die Symptomatik verschwand rasch, die MRT-Läsionen verkleinerten sich. Bei klinischer Symptomlosigkeit wurden aber nach zwei Monaten neue Läsionen in der weißen Substanz okzipital entdeckt. Nach drei Rückfällen (u.a. mit generalisierten Krämpfen) wurde die Diagnose MS gestellt. Bis zum Alter von vier Jahren blieb das Mädchen unter Steroidtherapie dann ohne Symptome und ohne MRT-Befundverschlechterung. Kurze Zeit nach einer Mumps-Impfung entwickelte sich aber eine bilaterale Optikus-Neuritis mit mehreren Rezidiven, die auf die erneute Prednisolon-Therapie gut ansprachen. Im Alter von fünf Jahren waren keine klinischen Symptome vorhanden. Das Mädchen wird weiter beobachtet. Die Prognose ist vermutlich nicht gut: Von den fünf Kindern mit sehr früher MS wurden drei länger als fünf Jahre beobachtet. Zwei starben mit sechs bzw. neun Jahren, beim Dritten, 15 Jahre alt, besteht ein primär-progressiver Verlauf. (bk)

Quelle: Hamaguchi, K: Multiple sclerosis with onset of cerebellar ataxia in an 18-month-old girl., Zeitschrift: PEDIATRICS INTERNATIONAL, Ausgabe 46 (2004), Seiten: 181-183

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