MCI bei Parkinson-Patienten

Neuro-Depesche 9/2016

Exekutive Funktionen besonders gestört

Zertifizierte Fortbildung

Eine Mild Cognitive Impairment (MCI) tritt bei etwa 25% der Parkinson-Patienten auf und kann funktionelle Fähigkeiten und Lebensqualität der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Bei Teilnehmern der Beobachtungsstudien DEMPARK/LANDSCAPE untersuchten Neurologen in einer großen Kohorte betroffener Patienten die kognitiven Profile.

Die 26 Parkinson-Patienten mit MCI (68% männlich) waren durchschnittlich 67,8 (± 7,4) Jahre alt und wiesen einen UPDRS-III-Wert (Motorik) von 23,2 (± 11,6) Punkten auf.
Die Anwendung der umfangreichen neuropsychologische Testbatterie ergab, dass Modified Card Sorting Test, Digit span backwards und Word list learning - direct recall die sensitivsten Tests zum Nachweis kognitiver Dysfunktionen waren. Unter Letzteren erwiesen sich die exekutiven Funktionen der Patienten am häufigsten als beeinträchtigt (65,3%), gefolgt von den visuospatialen Fähigkeiten (36,3%), Gedächtnis (33,5%), Aufmerksamkeit (25,8%) und Sprache (6,5%). Dies stimmt mit der Parkinson-typischen dopaminergen Transmitterstörung in frontostriatalen Schaltkreisen überein.
Anders als bei Alzheimer-Patienten war eine nicht-amnestische MCI (naMCI) in diesem Kollektiv häufiger als eine amnestische (aMCI): Unter dem naMCI-Subtyp mit einer einzelnen gestörten Domäne (sD) bzw. mehreren gestörten Domänen (mD) litten 39,4% bzw. 23,4%. Einen aMCI-Subtyp mit sD bzw. mD wiesen nur 6,7% bzw. 30,5% auf. Das häufigste Muster bestand in einer naMCI-sD mit exekutiven Dysfunktionen (23,4%), es folgten eine naMCI-sD mit visuospatialen Problemen (9,7%) und eine naMCIsD mit kombinierten exekutiven/visuospatialen Dysfunktionen (10%).
Im Weiteren wurde der MCI-Subtyp mit soziodemographischen, klinischen und neuropsychologischen Merkmalen in Relation gesetzt. U. a. war die globale Kognition (nach MMST und/oder Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment, PANDA) bei Patienten mit aMCI-mD signifikant stärker gestört als bei den beiden naMCI-Formen.
Laut Regressionsanalyse wurde der MCI-Subtyp durch die PANDA-Werte zu globaler Kognition, Alter und Geschlecht prädiziert, nicht aber durch Bildungsstand und Krankheitsvariablen wie UPDRS-III-Wert, Krankheitsdauer, L-DopaÄquivalenz- Tagesdosis und die Werte der Geriatric Depression Scale. Weibliches Geschlecht war hier ein Prädiktor für die aMCI-mD. JL
Kommentar

Die Ergebnisse dieser prospektiven Studie geben weitere Einblicke in die kognitiven Profile von Parkinson-Patienten mit MCI. Anhand von Längsschnittdaten muss die Hypothese geprüft werden, dass die spezifischen kognitiven Profile das Risiko für eine Demenzentwicklung in unterschiedlichem Maße beeinflussen.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Kalbe E et al.: Subtypes of mild cognitive impairment in patients with Parkinson's disease: evidence from the LANDSCAPE study. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2016; pii: jnnp-2016-313838 [Epub 8. Juli; doi: 10.1136/jnnp-2016-313838]

ICD-Codes: G20

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