Bipolare vs. unipolare Störung

Neuro-Depesche 2/2000

Erstmanifestation gibt prognostische Hinweise

Patienten mit einer akuten depressiven Phase gelten so lange als unipolar erkrankt bis eine manische Phase auftritt. Unterscheiden sich Patienten, deren Diagnose von einer unipolaren zu einer bipolaren Störung wechselt, in der Rezidivhäufigkeit von jenen, die weiterhin nur depressive Phasen erleben oder von jenen, deren Erstmanifestation eine Manie ist?

Nach den Daten des psychiatrischen Zentralregisters in Dänemark wurden von 1971 bis 1993 über 17.400 Patienten mit einer depressiven Erstmanifestation stationär behandelt. Bei 4,4% der Patienten kam es im weiteren Verlauf zu einer manischen Phase und damit zu einem Diagnosewechsel. 2.903 Patienten waren initial mit einer Manie stationär aufgenommen worden. Patienten, die anfänglich als unipolar depressiv diagnostiziert worden waren und erst später eine manische Phase erlebten, wiesen im weiteren Verlauf das gleiche Rezidivrisiko auf wie initial bipolar erkrankte Patienten. Gegenüber Patienten, deren Krankheitsverlauf unipolar blieb, war das Risiko mit Wahrscheinlichkeitsraten zwischen 1,2 und 1,4 erhöht. Die Intervalle bis zur nächsten Phase waren bei ihnen mit 3,0 vs. 4,3 Jahre (2. Phase), 1,7 vs. 2,6 Jahre (3. Phase) und 1,2 vs. 2,1 Jahre (4. Phase) deutlich kürzer. Die Wahrscheinlichkeit einer Manie nach depressiver Erstmanifestation korreliert offenbar mit einem jüngeren Erkrankungsalter (47 vs. 56 Jahre). Patienten mit einer manischen Erstmanifestation waren gegenüber diesen Patienten abermals jünger, außerdem häufiger männlichen Geschlechts und ledig.

Quelle: Kessing, LV: The effect of the first manic episode in affective disorder: a case register study of hospitalised episodes, Zeitschrift: JOURNAL OF AFFECTIVE DISORDERS, Ausgabe 53 (1999), Seiten: 233-239

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