ADHS plus bipolare Störung

Neuro-Depesche 11/2005

Erst die Manie dämpfen, dann ADHS behandeln?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) fand sich in Studien bei 29% bis 98% der Kinder mit einer Bipolarstörung als Komorbidität. Nun wurde untersucht, wie sich nach medikamentöser Stimmungsstabilisierung die Gabe gemischter Amphetaminsalze in der Kontrolle der ADHS-Symptomatik gestaltet und insbesondere, ob eine Verschlechterung der manischen Symptome eintritt.

Teilnehmer der Studie waren 40 Kinder und Jugendliche (6 bis 17 Jahre) mit der DSM-IV-Diagnose einer Bipolar-I- (77,5%) oder Bipolar-II-Störung (22,5%) plus ADHS. Alle Kinder hatten auf der Young Mania Rating Scale (YMRS) Scores von mehr als 14. Sie erhielten in einem offenen Studiendesign zunächst zur Kontrolle der manischen Symptome Valproat und nach acht Wochen - unter Beibehaltung des Stimmungsstabilisierers - in einer vierwöchigen doppelblinden Cross-over-Studie nach Randomisierung eine Amphetamin-Kombination (5 mg zweimal täglich) oder Plazebo. Das klinische Ergebnis wurde anhand der YMRS (für die manischen Symptome) und der Clinical Global Impression of Improvement (für die ADHS-Symptome) bewertet. Unter Valproat erreichten 32 der Patienten eine mehr als 50%ige Reduktion der YMRS-Ausgangswerte. Eine Besserung der ADHS-Symptome unter dieser Behandlung wurde aber nur bei drei Kindern gesehen. Bei den 30 Kindern, die anschließend in die Cross-over-Phase eintraten, hatten die Amphetamine mit einem durchschnittlichen CGI-Unterschied von 1,9 eine signifikant bessere Wirksamkeit auf die ADHS-Symptome als Plazebo. Eine mögliche Verschlechterung der Bipolarsymptome, vor allem der Manie, wurde durch die Amphetamine nach den YMRS-Werten im Gruppendurchschnitt nicht provoziert, allerdings kam es bei einem Kind zu einer manische Exazerbation, die sich sifirt nach Absetzen der Amphetamine legte

Quelle: Scheffer, RE: Randomized, placebo-controlled trial of mixed amphetamine salts for symptomms of comorbid ADHD in pediatric bipolar disorder after mood stabilization with divalproex sodium, Zeitschrift: AMERICAN JOURNAL OF PSYCHIATRY, Ausgabe 162 (2005), Seiten: 58-64

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x