Komorbide neurodegenerative Erkrankungen

Neuro-Depesche 10/2022

Erhöhtes Parkinson-Risiko bei MS und NMOSD

Neurodegenerative Veränderungen kennzeichnen die Pathogenese sowohl der Multiplen Sklerose (MS) als auch der Neuromyelitis optica (NMOSD). Bisher wurde kaum untersucht, ob NMOSD-Patienten auch ein erhöhtes Risiko für die ebenfalls neurodegenerative, jedoch in späteren Lebensaltern auftretende Parkinson-Krankheit haben. Einer südkoreanischen Kohortenstudie zufolge ist das der Fall, besonders für die MS.
Anhand des koreanischen Nationalen Krankenversicherungsdienst wurden anhand der ICD-10-Codes der Jahre 2010 bis 2017 eine Kohorte von 1.380 MS-Patienten und 6.900 hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bluthochdruck, Diabetes und Dyslipidämie gemachten Kontrollen sowie eine Kohorte von 1.490 NMOSD-Patienten und 7450 entsprechenden Kontrollen erfasst.
 
Erhöhte Inzidenzraten und Hazard Ratios
Die Inzidenzrate der Parkinson-Krankheit lag bei den NMOSD-Patienten bei 1,27 und bei den MS-Patienten bei 3,38 pro 1.000 Personenjahre (PJ). Sie war jeweils höher als die der entsprechenden Kontrollgruppen (0,55 bzw. 0,42 pro 1.000 PJ). Die bereinigte Hazard Ratio [adj. HR] für eine Parkinson-Erkrankung betrug gegenüber den Kontrollgruppen als Referenz bei den NMOSD-Patienten 2,61 (95 %-KI: 1,13 - 6,02) und bei den MS-Patienten 7,73 (95 %-KI: 3,87 - 15,47).
Den stratifizierten Analysen zufolge beeinflussten die Merkmale Geschlecht, Alter, Hypertonie, Diabetes und Dyslipidämie bei den NMOSD- und MS-Patienten das Parkinson-Risiko nicht signifikant. Lediglich eine Dyslipdämie zeigte bei den NMOSD-Patienten einen tendenziellen Einfluss (p = 0,06). JL
Fazit
Das Parkinson-Risiko war bei den NMOSD-Patienten und besonders bei den MS-Patienten gegenüber gesunden Kontrollen deutlich erhöht. Als pathophysiologische Gemeinsamkeiten kommen u. a. freie Radikale, oxidativer Stress und mitochondriale Dysfunktionen in Frage. Es könnte einen weiteren Zusammenhabg geben: Der MorbusParkinson ist eine a-Synucleopathie – und interessanterweise finden sich im Liquor von MS- und NMOSD-Patienten erhöhte a-Synuclein-Konzentrationen.
Quelle: Kwon S et al.: Risk of Parkinson‘s disease in multiple sclerosis and neuromyelitis optica spectrum disorder: a nationwide cohort study in South Korea. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2022 [Epub 28. Juli; doi: 10.1136/jnnp-2022-329389]
ICD-Codes: G36.0

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