Canadian Genomic Applications Partnership Program-Major Depressive Disorder

Neuro-Depesche 7-8/2022

Erhöht Gentestung die Therapieaussichten?

Zertifizierte Fortbildung
Kann eine Testung auf pharmakogenetisch relevante Polymorphismen die Aussichten einer Antidepressiva-Therapie von Patienten mit einer Major Depression (MD) verbessern? Dies sollte die kanadische Doppelblindstudie GAPP-MDD klären helfen.
In GAPP-MDD waren 276 MD-Patienten auswertbar. Sie waren 18 - 64, durchschnittlich 41 Jahre alt, die Mehrheit war weiblich (64,5 %). Bei 90 Patienten war die Wahl des Antidepressivums durch die Ergebnisse kombinatorischer pharmakogenomischer Tests zu acht Genpolymorphismen (CYP1A2, CYP2B6 etc.) unterstützt worden und bei 93 Patienten mit zusätzlichen Tests (MC4R, CNR1 etc.). 93 Patienten waren nicht getestet worden („Treatment as usual“, TAU).
 
Ansprechen und Remission
Der durchschnittliche Score der Hamilton-Depressionsskala mit 17 Items (HAM-D17) betrug 21,4. Im primären Endpunkt, der Symptomreduktion nach acht Wochen hatten die getesteten Patienten gegenüber der TAU klare numerische, aber – wohl wegen der geringen Gruppengrößen – keine signifikanten Vorteile: In der Score-Reduktion (27,6 % vs. 22,7 %; p = 0,274), der Ansprechrate (Reduktion des HAM-D17-Scores um ≥ 50 %: 30,3 % vs. 22,7 %; p = 0,262) und der Remissionsrate (HAM-D17-Score ≤ 7: 15,7 % vs. 8,3 %; p = 0,131). Dabei war die Verordnung Gentest-kongruenter Antidepressiva im Test-Arm von 83,4 % auf 91,1 %, im TAU-Arm aber nur leicht von 81,1 % auf 82,1 % gestiegen.
Die kombinierte Auswertung der GAPP-MDD-, der Pine-Rest- und der größeren GUIDED-Studie (n = 1.167) ergab dann nach Gentest signifikant höhere Ansprech- (Odds Ratio: 1,44; p = 0,004) und Remissionsraten (OR: 1,69; p = 0,001). Die Number needed to Treat (NNT) für einen ansprechenden bzw. remittierten Patienten mehr lag hier bei 14,47 bzw. 17,62. JL
Fazit
Im Allgemeinen erreichen weniger als 40 % der depressiven Patienten mit dem erstverordneten Antidepressivum eine Remission. Als Alternative zum Trial-and-Error-Vorgehen bietet sich die kombinatorische pharmakogenomische Testung an. Die kombinierten Ergebnisse der GAPP-MDD und weiterer Studien weisen darauf hin, dass diese das Outcome deutlich verbessern können.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Tiwari AK et al.: Clinical utility of combinatorial pharmacogenomic testing in depression: A Canadian patient- and rater-blinded, randomized,.... Transl Psychiatry 2022; 12(1): 101 [Epub 14. März; doi: 10.1038/s41398-022-01847-8] Erratum in: Transl Psychiatry 2022; 12(1): 214 [Epub 30. Mai]

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