Eine erhöhte MS-Prävalenz kann auf einem oder mehreren Parameter beruhen: frühere Diagnose, erhöhte Inzidenz und/oder sinkende Mortalität. Einige der sich in der Literatur widersprechende Daten dazu dürften auf das Fehlen populationsbasierter Daten, mangelnder Standardisierung auf Alter und Geschlecht sowie unzureichende Informationen über die Mortalitätsraten zurückgehen.
Unter Vermeidung dieser Einschränkungen sollten nun die für die steigende MS-Prävalenz in Ontario verantwortlichen Faktoren identifiziert werden. Dazu wurden mit Hilfe eines Algoritmus zu allen dort zwischen 1995 und 2013 verzeichneten MS-Erkrankungen die nach Alter und Geschlecht standardisierten Prävalenz- und Inzidenzraten errechnet.
2013 wurden in Ontario 28 192 MS-Fälle verzeichnet, 1996 aber nur 12 157 Fälle. Dies entspricht einer Prävalenz von 2,65 bzw. 1,57. Damit hatte sich die nach Alter und Geschlecht standardisierte Prävalenz um 69% erhöht. Die Inzidenz dagegen blieb in diesem Zeitraum relativ stabil. Sie lag 1996 bei 0,158 und 2009 bei 0,143. Zwischenzeitlich wurde 2010 ein Inzidenzanstieg auf 0,198 verzeichnet, der vorwiegend die 20- bis 34-Jährigen und die Männer betraf. Dies entspricht interessanterweise dem Zeitraum, in dem die Medien häufig über die MS berichteten. In den Jahren 2012 und 2013 ging die Inzidenz aber wieder auf 0,099 und damit unter den Ausgangswert zurück. Die Mortalitätsrate sank im Laufe der Studie um 33%, und zwar von 26,7 auf 18,0.
Bei den Frauen wurden wie erwartet höhere Inzidenz- und Prävalenzraten verzeichnet als bei den Männern. Das Inzidenz-Geschlecht-Verhältnis war von 1996 bis 2009 stabil und ging 2010 bis 2013 (statistisch nicht signifikant) zurück. Dabei lag die Inzidenzrate bei den Frauen immer noch höher als bei den Männern.
Im Übrigen bestand keinetlei Assoziation zwischen der MS-Prävalenz/-Inzidenz und dem geografischen Breitengrad. GS