Dänische bevölkerungsbasierte Kohortenstudie

Neuro-Depesche 10/2020

Erhöhen hormonelle Kontrazeptiva das ADHS-Risiko?

Obwohl die mütterliche Hormon-Einnahme im Verdacht steht, das Risiko für eine ADHS ihrer Kinder zu erhöhen, wurde der Einfluss von hormonellen Kontrazeptiva auf die Nachkommen bislang kaum untersucht. Dies geschah jetzt in einer landesweiten Kohortenstudie in Dänemark. Die Ergebnisse fallen eindeutig aus.
Diese landesweite Studie umfasste 1.056.846 Kinder, die zwischen 1998 und 2014 in Dänemark geboren und bis Ende 2015 auf eine ADHS untersucht worden waren. Anhand der von den Müttern eingelösten Rezepte für hormonelle Verhütungsmittel wurden drei Gruppen gebildet: Keine Anwendung, Anwendung > 3 Monate vor der Schwangerschaft und Exposition ≤ 3 Monate vor oder sogar während der (frühen) Schwangerschaft.
 
Über neun Jahre nachbeobachtet
Während der Nachbeobachtungszeit von median 9,2 Jahren (9.819.565 Personenjahre) wurde bei 23.380 Kindern (2,2 %) eine ADHS diagnostiziert oder ein Rezept für ADHS-Medikamente eingelöst. Gegenüber den Müttern ohne Anwendung war das kindliche ADHS-Risiko bei den Müttern, die lange vor der Schwangerschaft bzw. kurz vor/in der Schwangerschaft eine orale hormonelle Empfängnisverhütung angewendet hatten, um 25 % bzw. 30 % erhöht (adjustierte Hazard Ratio [HR]: 1,23; 95 %-KI: 1,18 – 1,28 bzw. HR: 1,30; 95 %-KI: 1,24 – 1,37).
 
Höchstes Risiko unter nichtoralen Progestin-Präparaten
Die höchsten Risiken wurden für orale und nicht-orale Progestin-Monopräparate ermittelt. Für Letztere lagen die HR gegenüber keiner Anwendung bei 1,90 (95 %-KI: 1,59 - 2,26) für die frühe Einnahme, bei 2,23 (95 %-KI: 1,96 – 2,54) für die Anwendung ≤ 3 Monate vor der Schwangerschaft und sogar bei 3,10 (95 %-KI: 1,62 – 5,91) für die Exposition während der Schwangerschaft. JL
Fazit
Frauen sollten darüber aufgeklärt werden, dass die hormonelle Empfängnisverhütung das Risiko einer ADHS ihrer Nachkommen deutlich erhöht, bei nicht-oralem Progestin sogar bis auf das Dreifache.
ICD-Codes: F90.0

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