Medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Neuro-Depesche 9/2010

Entzugsprogramm war anhaltend erfolgreich

Eine italienische Studiengruppe zur Erforschung des Kopfschmerzes befasste sich mit der Wirksamkeit und Sicherheit eines spezifischen Behandlungsprotokolls für Patienten mit Medikamenten-induziertem Kopfschmerz (Medication overuse headache, MOH). Die Patienten erreichten nach Entzug und Beginn einer prophylaktischen Behandlung anhaltende Besserungen.

Die 70 Patienten, darunter 58 Frauen, im Durchschnittsalter von 51 Jahren litten seit etwa drei Jahren unter einem MOH nach den revidierten Kriterien der International Headache Society (IHS). Die verursachenden Medikamente bestanden aus einfachen Analgetika (25,7%), Analgetika-Kombinationspräparaten (37,1%), Triptanen allein (12,9%) oder Triptanen plus Analgetika (18,6%) sowie Ergotabkömmlingen in Kombination mit Analgetika (5,7%).

40 Patienten wurden stationär und 30 in einer Tagesklinik nach einem speziellen Protokoll behandelt, das nach einem abrupten Entzug der im Übermaß eingenommenen Medikamente eine intravenöse Volumenauffüllung und die Gabe von Dexamethason (8 mg/d), Metoclopramid (10 mg/d) und Benzodiazepinen wie Diazepam (5-15 mg/d) für sieben bis 15 Tage umfasste. Von Beginn an wurde eine medikamentöse Prophylaxe z. B. mit Valproat (500–800 mg/d), Topiramat (100 mg/d) oder alternativ Flunarizin (5 mg/d) durchgeführt. Die Patienten wurden ein, drei und sechs Monate nach der Entlassung nachuntersucht. Der Kopfschmerz-Index (Headache Index, HI), also Kopfschmerztage geteilt durch beobachtete Tage, und die tägliche Medikamentendosis (Daily Drug Intake, DDI) wurden zur Bestimmung der Schwere der Kopfschmerz-Erkrankung bzw. des Medikamentenmissbrauchs und ihrer Veränderungen eingesetzt.

Vor Behandlungsbeginn betrug der HI 0,92, bei der Entlassung nur noch 0,19. Beim ersten Follow-up nach einem Monat, bei dem 59 der 70 Patienten untersucht werden konnten, hatte er auf 0,35 zugenommen. Danach blieb die Kopfschmerzschwere praktisch stabil: Nach insgesamt drei Monaten (n = 56) lag der HI bei 0,39 und nach sechs Monaten (n = 42) bei 0,42.

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Fazit
?! Diagnose und Therapie des weltweit zunehmenden MOH stellen selbst für Kopfschmerzspezialisten oft eine Herausforderung dar. Das hier verwendete Entzugs- und Prophylaxe-Protokoll erwies sich als wirksam, sicher und gut verträglich. Die Behandlungserfolge konnten – zumindest im dargestellten Beobachtungszeitraum von einem halben Jahr – weitgehend aufrecht erhalten werden. Allerdings erscheint die Abbrecherrate mit vier von zehn Patienten sehr hoch. Größere Studien sollten jetzt die Anwendung dieses Protokolls bei MOH-Patienten über längere Zeiträume prüfen.

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