Neuropsychologische Studien ausgewertet

Neuro-Depesche 7-8/2018

Entscheidungsfindung stark beeinträchtigt?

Eine MS geht häufig mit kognitiven Beeinträchtigungen und Verhaltensproblemen einher, die die Alltagsbewältigung und die Erfüllung beruflicher Aufgaben erschweren. Gerade die Entscheidungsfindung scheint von der Erkrankung gestört zu werden. Ein Team von Schweizer Neurologen und Psychologen erstellte nun eine deskriptive Zusammenschau der Ergebnisse von Entscheidungsfindungstests bei MS-Patienten.

In den 12 als geeignet identifizierten Studien wurde die Entscheidungsfindung bei Patienten mit MS oder klinisch isoliertem Syndrom (EDSS 1,03–7,2 Punkte) und gesunden Kon-trollen anhand validierter Tests untersucht. Unterschieden wurde nach quantitativen Befunden (z. B. Netto-Scores) und qualitativen Resultaten (Testzeiten, Lerneffekte etc.).
Eine quantitativ und/oder qualitativ beeinträchtigte Entscheidungsfindung lag bei 64,7% der MS-Patienten vor. Interessanterweise waren sie gleichermaßen beeinträchtigt in den Entscheidungsfindungsaufgaben unter Risikoabwägung wie dem Game of Dice Task (GDT), dem Cambridge Gambling Task (CGT) und dem Wheel of Fortune task (WOF) und unter Ambiguitätstests wie dem Iowa Gambling Task (IGT). Die Autoren konstatieren hier bei MS-Patienten ein globales Defizit.
Darüber hinaus korrelierte in sechs Studien die Entscheidungsfindung mit anderen Kognitionsmessungen. Während vier Studien eine Übereinstimmung mit den exekutiven Funktionen zeigten, war in fünf Studien die Verbindung mit Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und Aufmerksamkeitskapazität am engsten. Außerdem hing die qualitativ beeinträchtigte Entscheidungsfindung mit der körperlichen Behinderung zusammen: MS-Patienten mit einem EDSS-Wert < 3 schnitten in sechs von elf Entscheidungsfindungsaufgaben (54,5%) schlechter ab als die Gesunden, Patienten mit einem EDSS ≥ 3 aber in vier von fünf Tests (80%), wenngleich der Unterschied zwischen den leichter und den stärker behinderten Patienten keine Signifikanz erreichte. Wie die Autoren hervorheben, zeigten alle Patienten mit einem EDSS > 2 bei den Risikoabwägungstests Beeinträchtigungen, der Ambiguitätstest IGT wurde dagegen sogar von Patienten mit einem EDSS von 7 gemeistert. HL
Quelle:

Neuhaus M et al.: Decision-making in multiple sclerosis patients: a systematic review. Mult Scler Int 2018; 7835952 [Epub 12. März; doi: 10.1155/2018/7835952]

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