Leichte kognitive Beeinträchtigung

Neuro-Depesche 12/2012

Einfaches Screening in sieben Minuten

Rund 15% der älteren Menschen leiden unter einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (Mild cognitive impairment, MCI), die den Übergangsbereich zwischen normaler Kognition und Demenz bildet. Für eine einfache und kostengünstige frühe Identifizierung wurde jetzt in China das Memory and Executive Screening (MES) entwickelt.

Zur Prüfung des MES unterzogen sich vier Personengruppen umfassenden neuropsychologischen Tests und dem MSE: 197 Gesunde, 116 Patienten mit am­­nes­tischer MCI – Single Domain (aMCI-sd; Beeinträchtigungen nur im Gedächtnisbereich), 195 Patienten mit amnestischer MCI – Multi Domains (aMCI-md; Beeinträchtigungen im Gedächtnisbereich sowie in mindestens einem anderen kognitiven Bereich) und 228 Patienten mit einer leichten Demenz vom Alzheimer-Typ (DAT).

Die Teilnehmer absolvierten das MES in durchschnittlich sieben Minuten. In den vier Gruppen lagen die MES-Gesamtscores bei 82,25 Punkten (Gesunde), 66,49 (aMCI-sd), 56,33 (aMCI-md) und 37,96 (DAT). Wie erwartet waren alle drei im MES erzielten Punktwerte (MES-5R, MES-EX und MES-Gesamtscore, siehe Kasten) signifikant negativ mit dem Alter assoziiert (p < 0,05), nicht aber mit dem Ausbildungstatus. Es gab weder einen Deckeneffekt (= der Test ist so leicht, dass auch Individuen mit nicht starker Ausprägung der getesteten Fähigkeit höchste Werte erreichen) noch einen Bodeneffekt (= der Test ist so schwierig, dass viele ganz unterschiedlich leistungsfähige Probanden sehr geringe Werte erzielen).

In der aMCI-sd-Gruppe zeigte der MES-Gesamtscore (Cut-off-Wert < 75) für die Erkennung einer MCI gegenüber Gesunden eine Sensivität von 0,795 und eine Spezifität von 0,828. Die Rate der richtigen Klassifizierung betrug 81%. In der aMCI-md-Gruppe (MES-Cut-off < 72 Punkte) lag die Sensitivität bzw. Spezifität bei 0,87 bzw. 0,91, und 90% wurden richtig zugeordnet. Mit diesen Werten war das MES dem MMST (korrekte Klassifizierung: 65% bzw. 69%) jeweils deutlich überlegen.

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Fazit
?! Das MES besteht aus sieben Abschnitten. Im ersten Test liest der Arzt einen kurzen, einfachen Satz vor. Der Patient muss diesen Satz wiederholen und bekommt für jedes richtige Wort einen (von maximalen 10) Punkt. Im zweiten Aufgabenkomplex muss der Patient innerhalb von 30 Sekunden Küchenutensilinen aufzählen. Beim dritten Test klopft der Arzt abwechselnd ein- bzw. zweimal auf den Tisch, der Patient muss kontrovers dazu zwei- bzw. einmal auf den Tisch klopfen. Der fünfte Aufgabenkomplex besteht aus dem „Nachmachen“ verschiedener Handbewegungen des Arztes. Im sechsten Test klopft der Arzt ein- oder zweimal auf den Tisch, der Patient muss dementsprechend einmal oder überhaupt nicht klopfen. Die vierte und siebte Aufgabe besteht in der Wiederholung des in Test eins vorgelesenen Satzes. Die in Aufgaben eins, vier und sieben erzielten Punkte ergeben den MES-5R- (R = recall), die in den restlichen vier Tests erreichten Punkte den MES-EX-Score (EX = executive). Die Addition der beiden Scores (jeweils max. 50 Punkte) ergibt den MES-Gesamtscore (max. 100 Punkte). Eine Bearbeitungszeit von unter 10 Minuten spricht für sich.

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