Antipsychotika-Kombinationen

Neuro-Depesche 11/2008

Ein "kleines schmutziges Geheimnis"?

Bei der Behandlung schizophrener und verwandter Erkrankungen werden Antipsychotika zunehmend in Kombination eingesetzt, obwohl in den Leitlinien zur Schizophrenie eindeutig eine Monotherapie präferiert wird. Wie wirksam und sicher die Polypharmazie, dieses „Dirty little secret“ der Kliniker (S.M. Stahl, 1999) ist, wurde jetzt anhand entsprechender Studien unter die Lupe genommen.

Die Studienlage zu Antipsychotika-Kombinationen ist durch Fallberichte und unkontrollierte Studien gekennzeichnet, die geringe Patientenzahlen, unzureichende Nachbeobachtungszeiten und ein inadäquates Monitoring von Nebenwirkungen aufweisen. Es existieren lediglich sechs (!) randomisierte, kontrollierte Studien (RCT). Am ausgedehntesten wurden Kombinationen mit dem in erster Linie bei therapierefraktären Patienten eingesetzten Clozapin untersucht.

Mit Clozapin kombiniert

In drei RCT wurde die Kombination von Clozapin und Risperidon bei 188 Patienten eingesetzt. Es konnte kein klarer Vorteil auf die psychotischen Symptome beschrieben werden. In einer Studie aus dem Jahr 2006 entwickelten viele Patienten der Kombinationsgruppe eine Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Ob bei Langzeitbehandlung gehäuft Spätdyskinesien oder relevante metabolische Nebenwirkungen auftreten, ist nicht belegt.

In einer randomisierten Dreiwochenstudie wurde Clozapin mit Amisulprid ergänzt, um die Hypersalivation der Patienten zu bessern. Ein positiver Effekt auf die Psychose-Symptome fand sich nicht. Die häufigste Nebenwirkung war die Entwicklung einer Hyperprolaktinämie, EPS traten nicht neu auf.

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Fazit
?! Eine bessere Wirksamkeit und eine akzeptable Verträglichkeit der Kombinationstherapie der Schizophrenie mit verschiedenen Antipsychotika werden durch die aktuelle Studienlage nicht gestützt. Im Gegensatz zur Situation bei bipolaren Störungen mit kombinierten Studienmedikationen bei Hunderten von Patienten ist die Datenlage bei Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises nach Evidence-based-medicine-Kriterien erschreckend dünn.

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