Der irreversible MAO-A/B-Hemmer Tranylcypromin (Jatrosom®) wird bevorzugt bei therapieresistenter oder chronifizierter Depression eingesetzt. Er ist seit über 50 Jahren vor allem in der Klinik als potentes Antidepressivum etabliert. Wie die Behandlung beim Facharzt aussieht, wurde beim 6. Expertengespräch in München erörtert.
„Ich kenne es aus der Klinik. Mein damaliger Chef hat es immer gerne bei therapieresistenten Depressionen eingesetzt“, berichteteDr. Michaela Troidl, München. Auch andere Ärzte, so Dr.Herbert Nickl, München, haben „in der Praxis ein paar Patienten ‘geerbt’,die auf Tranylcypromin eingestellt waren.“ Trotz dieser positiven Erfahrungen haben die wenigsten niedergelassenen Ärzte bisher selbst eine Neueinstellung vorgenommen.
Nicht nur für die Klinik
Warum diese Zurückhaltung? Dr. Bettina Eckhardt, München: „Ich könnte mir gut vorstellen, dass es für manche meiner Patienten aber eine gute Alternative wäre. Allerdings muss ich erst wieder ein Gefühl für das Medikament entwickeln.“ Als langjähriger Tranylcypromin-Verordner erläuterte Dr. Patrick Thilmann, Mannheim, zur notwendigen tyraminarmen Diät: „Da ich das Präparat gut kenne, davon überzeugt bin und entsprechend gute Erfahrungen gemacht habe, versuche ich den Patienten im ersten Schritt die Angst vor der Diät zu nehmen.“ Die Ernährungsrichtlinien befolgen die Patienten, so der Psychiater, „erstaunlich gut“.
Gibt es DEN Jatrosom-Patienten?
Für wen kommt Tranylcypromin in Frage? Zum einen ist da natürlich der klassische therapieresistente Patient. Doch „auch jüngere Patienten, die durch SSRIs unter sexuellen Funktionsstörungen leiden, profitieren von Tranylcypromin“, sagte Thilmann in München. „Die Auswahl an Alternativen ist nicht sehr groß, zumindest was etwas leistungsfähigere Medikamente angeht. In diesen Fällen gebe ich das Präparat dann auch gerne etwas früher als laut Leitlinie vorgesehen.“
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