Krankheitsaktivität und Behinderungsprogression

Neuro-Depesche 11-12/2019

Eignen sich GFAP und NfL im Serum bei NMOSD als Biomarker?

Zertifizierte Fortbildung
Bei Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) kommt es primär zu einer Schädigung der Astrozyten und sekundär zum Untergang von Axonen und Neuronen. Inwieweit sich das Glial fibrillary acidic protein (GFAP) und Neurofilament light chain (NfL) im Serum als Biomarker für die Krankheitsaktivität und die Behinderungszunahme bei NMO-SD-Patienten e ignen, wurde jetzt in einem Vergleich der Laborbefunde mit MS-Patienten und gesunden Kontrollen untersucht.
Bei 33 NMOSD-Patienten (mit oder ohne Anti-AQP4–IgG-Antikörper) wurden 42 CSF- und 102 Serumproben, bei 49 MSPatienten (alle AQP4-Ak-negativ) 53 CSFund 91 Serumproben und bei 49 gesunden Kontrollen 49 Serumproben untersucht. Mittels ultrasensitiver Single-Molecule Array- Assays wurden die Spiegel an GFAP und NfL im Serum bestimmt.
Zunächst zeigte sich für GFAP, dass die CSF-Spiegel zwar um den Faktor 50 höher waren als die Serumspiegel (median 167,0 vs. 8,6 pg/ ml), aber miteinander eng und linear korreliert waren. Dies war bei den NfL-Spiegeln sehr ähnlich (durchschnittlich 33,3 vs. 1,78 pg/ml).
Sowohl die sGFAP- als auch die sNfL-Spiegel fielen bei den NMOSD-Patienten signifikant höher als bei den Gesunden (je p <0,001). Sie waren in der Multivarianz- Analysen beide signifikant mit dem EDSS-Wert assoziiert (p = 0,026 bzw. p < 0,001).
In der NMOSD-Gruppe war der GFAPWert im Serum signifikant höher als in der MS-Gruppe (median 207,7 vs. 121,1 pg/ml, p < 0,001), während die NfL-Spiegel relativ ähnlich ausfielen (median 36,5 vs. 26,2 pg/ ml). Vor allem waren die sGFAP-Werte bei den NMOSD-Patienten im Schub deutlich höher als in der schubfreien Zeit (540,9 vs. 152,9 pg/ml; p < 0,001). Dieser Unterschied war in der MS-Gruppe erheblich schwächer (129,8 vs. 109,4 pg/ml; p = 0,035).
Interessanterweise war der sGFAP/sNfLQuotient in der schubfreien Zeit für NMOSD, MS und Kontrollen ähnlich, stieg aber im Schub bei NMOSD an und nahm bei MS ab. Anhand eines höheren sGFAP/sNfL-Quotienten. im Schub (Cut-off: 5,71) ließen sich NMOSD- von MS-Patienten immerhin mit einer Sensitivität von 73,0 % und einer Spezifität von 75,8 % unterscheiden. JL
Kommentar
GFAP ist ein Protein des Astrozyten-Zytoskeletts und gilt als Biomarker für Schädigungen dieses Zelltyps. Bekannt ist, dass die GFAP-Spiegel im CSF bei NMOSD-Patienten höher sind. Dies ist allerdings auch im CSF von MS-Patienten so, vor allem in progressiven Stadien und bei stärkerer Behinderung – und spiegelt hier vermutlich die reaktive Astrogliose wider. Die Studie belegt, dass auch die GFAP-Werte in dem – im Behandlungsalltag leichter zu gewinnenden – Serum der NMOSD-Patienten bei vermehrter Krankheitsaktivität und mit fortgeschrittener Behinderung erhöht sind. Besonders interessant ist, dass der sGFAP/sNfL-Quotient im Schub ein potenzieller NMOSD-Diagnosemarker ist.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Watanabe M et al.: Serum GFAP and neurofilament light chain ... Neurology 2019; 93(13) [Epub 30.08.; doi 10.1212/WNL.0000000000008160]]
ICD-Codes: G36.0

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