Suizidgedanken bei Jugendlichen

Neuro-Depesche 5-6/2017

Durch Alkohol und Online-Aktivität gefördert?

In einer großen spanischen Studie wurde die Prävalenz von Suizidgedanken bei Jugendlichen untersucht. Inwieweit hängen diese – außer mit einer vorbestehenden Psychopathologie – mit Substanzkonsum und dem Ausmaß der Internetaktivitäten zusammen?

Die aktuelle Auswertung ist Teil des mit EU-Mitteln geförderten Projektes „Saving and Empowering Young Lives in Europe“ (SEYLE). An zwölf staatlichen Schulen im rezessionsgeplagten Asturien wurden 1026 Jugendliche (530 männlich, 496 weiblich) zwischen 14 und 16 Jahren befragt. Suizidversuche hatten in der Vergangenheit schon elf Jungen (2,08%) und 21 Mädchen (423%) verübt. Aktuelle
Suizidgedanken nach der Paykel Suicide Scale (PSS) berichteten 77 Befragte, 37 Jungen (6,98%) und 40 Mädchen (8,06%).
Nach dem Beck Depression Inventory (BDIII) waren 29 (5,47%) bzw. 40 (8,06%) depressiv. Und nach dem Strengths and Difficulties Questionnaire (SDQ) lagen bei etlichen Jungen und Mädchen u. a. emotionale Symptome (1,70% bzw. 11,29%), Verhaltensprobleme (6,04% bzw. 3,83%) und Hyperaktivität (20,00% bzw. 11,49%) vor, Probleme mit Kameraden (Peers) berichteten 2,83% bzw. 2,82%.
Dem Global School-based Student Health Survey (GSHS) zufolge tranken 11,89% der Jungen und 7,86% der Mädchen Alkohol, 4,15% und 5,44% rauchten Tabak, 6,98% und 4,44% nahmen andere Drogen. Eine unangepasste oder pathologische Internetnutzung (nach dem Young’s Diagnostic Questionnaire, YDQ) lag bei 14,53% der Jungen und 20,77% der Mädchen vor.
Suizidgedanken wurden in der logistischen Regressionsanalyse am besten und mit Signifikanz prädiziert durch vorangegangene Suizidversuche (Odds Ratio: 8,45) und Depression (OR: 9,26). Doch auch die übrigen Merkmale hatten einen deutlichen Einfluss: Erhöht war das Risiko für Suizidgedanken bei Problemen mit Gleichaltrigen nach dem SDQ (OR: 3,88), bei Alkoholkonsum (OR: 3,44) und bei übermäßiger Internetnutzung (OR bei unangepasster vs. angepasster Online-Aktivität: 2,37 bzw. OR bei pathologischer vs. unangepasster Aktivität: 2,56). HL
Kommentar

In dieser Stichprobe spanischer Jugendlicher waren Substanzkonsum, übermäßige Online-Aktivität, Depression und Verhaltensprobleme untereinander und mit der Prävalenz von Suizidgedanken verbunden. Präventionsmaßnahmen sollten nach Möglichkeit alle diese Aspekte zugleich umfassen.

Quelle:

Bousoño Serrano M et al.: Substance use or abuse, internet use, psychopathology and suicidal ideation in adolescents. Adicciones 2017; 29(2): 97-104

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