Psychotherapie der PTBS

Neuro-Depesche 1-2/2015

Drei Verfahren im Vergleich: Ist kurz auch gut?

Um ihre Symptome in den Griff zu bekommen absolvieren Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) üblicherweise eine Verhaltenstherapie (VT) über mehrere Monate. Nach Erfahrungen britischer Psychologen und Psychiater in einer randomisierten Vergleichsstudie scheint aber auch eine sehr kurze, intensive kognitive VT erfolgsversprechend.

In die Studie wurden 121 traumatisierte Personen (71 Frauen) aufgenommen, die physische/ sexuelle Gewalt (37,2%), einen Unfall (38%) oder den traumatisierenden Tod einer nahestehenden Person (7,4%) erfahren hatten. Für den Großteil (71,9%) war es nicht der erste Schicksalsschlag. Zudem wiesen 63,6% eine Achse-I- (Angst, Substanzmissbrauch) und 19,8% eine Achse-II-Störung (Depression, etc.) auf; 29,8% nahmen Psychopharmaka ein. Bei rund einem Drittel der Teilnehmer war zuvor erfolglos versucht worden, die PTBS zu therapieren. Die Patienten wurden zu vier Gruppen randomisiert: 30 erhielten eine siebentägige intensive kognitive VT (KVT) mit Sitzungen von jeweils 1,5–2 h am Vormittag und am Nachmittag, weitere 31 über drei Monate einmal wöchentlich eine Standard-KVT und weitere 30 ebenfalls über ein Vierteljahr eine einmal wöchentliche unterstützende emotionsfokussierte Therapie (EFT). Zusätzlich mussten die Personen Hausaufgaben durchführen. Außerdem waren bei Bedarf drei sog. Booster-Sessions möglich. Die restlichen 30 Teilnehmer bildeten die Kontrollgruppe („warteten“ über 14 Wochen auf einen Therapieplatz). Mit einer PTBS-Erholungsrate von 77% wurden die größten Erfolge mit der Standard-KVT erzielt. Aber auch mit der intensiven Kurzzeit- KVT konnte mit 73% beinahe ebenso vielen Traumatisierten geholfen werden. Dabei gelang es – bei fast gleichem Gesamtergebnis – durch die Kurzintervention die PTBS-Symptome bereits innerhalb des Therapiezeitraums von nur einer Woche zu lindern. Mit der EFT verbesserte sich die PTBS-Symp - tomatik dagegen nur bei 43%. Zudem war sowohl die Kurzzeit- als auch die Standard-KVT hinsichtlich der Arbeitsunfähigkeit und einer generalisierten Angst der EFT überlegen. Allein durch die Aussicht auf eine baldige Therapie („Warteliste“) erholten sich 7% der Betroffenen von ihrer PTBS. Mit dem Therapieerfolg nahm in allen Gruppen auch die Lebensqualität zu, jedoch für die beiden KVT ohne signifikanten Unterschied zu den Personen auf der Warteliste und jenen mit einer EFT. NW

KOMMENTAR

Die Erfolge der Kurzzeit- und Standard-KVT waren praktisch gleich groß – und beide Formen hinsichtlich der PTBS-Symptome sowie der Arbeitsunfähigkeit und generalisierten Angst der EFT überlegen. Dies spricht zusammen mit der schnelleren Besserung und einer insgesamt geringeren Ressourcenbelastung für die Kurzintervention.

Quelle:

Ehlers A et al.: A randomized controlled trial of 7- day intensive and standard weekly cognitive therapy for PTSD and emotion-focused supportive therapy. Am J Psychiatry 2014; 171(3): 294-304

ICD-Codes: F43.1

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