Nach psychotischer Erstepisode

Neuro-Depesche 9/2015

Diese Faktoren beeinflussen die Remission

Zertifizierte Fortbildung

Britische, australische und irische Forscher befassten sich mit der Fragestellung, ob und welche prodromalen Symptome der Patienten mit psychotischer Erstepisode die Nicht- Remission im anschließenden Jahr am stärksten beeinflussen.

Mögliche Prodromi wurden anhand des Onset Questionnaire (OQ) und Interviews mit den Betroffenen selbst und den Familienangehörigen eruiert. Von 375 Iren mit erster psychotischer Episode (bei Schizophrenie, schizoaffektiver Störung etc.) konnten ein Jahr später noch 215 untersucht werden. Eine Remission positiver und negativer Symptome anhand der Kriterien der Remission in Schizophrenia Working Group (RSWG) erreichten 41,3% der Patienten.
Aus dem Spektrum der 30 möglichen OQ-Prodromi ergab die Faktorenanalyse eine Fünf-Faktoren- Lösung, die gemeinsam 66% der Varianz für die spätere Psychose erklärten: Negative Symptome (19% der Varianz), allgemeine Psychopathologie (15%), Reiz- bzw. Störbarkeit („Irritabilität“) (14%), Realitätsverzerrung (10%) und bizarre Ideen (8%). Deren Effekte auf eine Nicht-Remission wurden in Verbindung mit weiteren Variablen bestimmt, darunter prämorbide Anpassung, Dauer der unbehandelten Psychose (DUP), klinische Symptome zu Baseline und zusätzliche DSM-IV-Diagnosen. Vier der fünf Prodromi standen in keinem direkten Zusammenhang mit der Remissionswahrscheinlichkeit, aber Patienten mit Irritabilität erfuhren deutlich häufiger eine Nicht-Remission (zumindest der negativen Symptome: 56,2% vs. 41,1%; p = 0,009). Die Irritabilität stand ihrerseits aber in deutlichem Bezug zu einem frühen Manifestationsalter, männlichem Geschlecht und der Diagnose einer Substanz-induzierten Psychose.
Insgesamt wurde die Nicht-Remission ein Jahr nach Erstpsychose in der Regressionsanalyse signifikant prädiziert durch männliches Geschlecht (p = 0,014), DUP (p = 0,034) und dem Ausmaß der Positivsymptomatik zu Baseline (p = 0,018). Obgleich die Irritabilität maßgeblich zur Nicht-Remission beizutragen scheint, sagte ihr Vorliegen die Nicht-Remission nicht signifikant voraus (p = 0,110). JL
Kommentar

Die hier identifizierten prodromalen Symptome einschließlich der Negativsymptomatik prädizierten die spätere Psychose, standen aber – ähnlich wie in anderen Studien zuvor – größtenteils in keinem direkten Zusammenhang mit der Nicht-Remissionswahrscheinlichkeit. Dass Letzteres nur für männliches Geschlecht, anfängliche Positivsymptomatik und die DUP der Fall war, spricht u. a. für eine unterschiedliche Symptomausprägung in der prodromalen und in der manifesten psychotischen Phase. Dies würde die Prognostizierung von Remission bzw. Nicht-Remission grundsätzlich erschweren.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Renwick L et al.: Prodromal symptoms and remission following first episode psychosis. Schizophr Res 2015; pii: S0920 [Epub 14 Juli; doi: 10.1016/j.schres.2015.07.001]

ICD-Codes: F25.9

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