Eine Arbeitsgruppe zu dieser Thematik, die in Großbritannien breit diskutiert wird, befragte jetzt mittels semistrukturierter qualitativer Interviews 81 ADHS-Erkrankte im durchschnittlichen Alter von 17 bis 18 Jahren, die an elf CAMHS-Kliniken in Nottinghamshire medikamentös und/oder psychotherapeutisch behandelt wurden. Im Fokus standen die subjektiv erlebten Veränderungen beim Übergang der Betreuung von den Child and adolescent mental health services (CAMHS) zu den Adult mental health services (AMHS). Zehn Fälle wurden exemplarisch ausgewertet.
Es bestand das explizite Bedürfnis der Betroffenen, auf diesen als schwierig empfunden Übergang frühzeitig und umfassend vorbereitet zu werden. Die Befragten hatten ferner den Wunsch nach einer stärkeren Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte beim Übergang der Betreuung.
Für Übergang und Bewertung der Qualität der Erwachsenenbetreuung war die Beziehung der Patienten zu ihren behandelnden Ärzten der Schlüsselfaktor. Sie legten vor allem Wert auf einen Arzt, der ihnen ausreichend Zeit widmet und zuhört. Art und Schwere der psychischen Probleme erwiesen sich als wichtige Faktoren für den Übergangsprozess, für die Erwartungen der Patienten an die Erwachsenenbetreuung und die Erfahrungen damit. Bei psychiatrischer Komorbidität, z. B. depressive Symptome, Selbstverletzung, war das Bedürfnis nach einer umfassenden Begleitung deutlich stärker. Nicht zuletzt ergaben die thematischen Analysen, dass eine fortgesetzte elterliche Unterstützung von allen Betroffenen für notwendig gehalten und ausgesprochen begrüßt wurde. Dies steht im Gegensatz zu anderen Studienresultaten, nach denen erwachsen gewordene ADHS-Patienten überwiegend keine Beteiligung der Eltern mehr gewünscht hatten. JL