Jugendliche mit Schizophrenie

Neuro-Depesche 1/2010

Die Traurigkeit des Gegenübers wird nicht erkannt

Bei Patienten mit Schizophrenie wurde schon in vielen Studien eine gestörte Diskriminierung emotionaler Gesichtsausdrücke festgestellt. Welche neuronalen Korrelate mit dieser Wahrnehmungsstörung einhergehen, wurde nun von Forschern der RWTH Aachen bei jungen Patienten untersucht, bei denen sich die Erkrankung selbst oder die Medikation also noch nicht über längere Zeiträume auswirken konnten.

Jeweils 12 Jugendliche mit der Diagnose einer Schizophrenie und ohne psychiatrische Erkrankung sollten anhand standardisierter Photographie-Serien des Facial Emotions for Brain Activation Tests (FEBA) glückliche, traurige, wütende, ängstliche und neutrale Gesichtsausdrücke erkennen. Dabei wurde eine funktionelle MRT (fMRT mittels BOLD) durchgeführt. Die erst seit durchschnittlich 38 Wochen diagnostizierten Patienten wurden mit eher niedrigen Dosen verschiedener Antipsychotika behandelt.

Wie zuvor schon bei Erwachsenen mit Schizophrenie beobachtet, zeigten die adoleszenten Patienten gegenüber den Kontrollen in den FEBA-Tests eine weitgehend erhaltene Sensitivität, d. h. Abweichungen vom neutralen Ausdruck (besonders glückliche Ausdrücke) wurden erkannt, aber eine deutlich reduzierte Spezifität, d. h. die verschiedenen Gefühlsausdrücke konnten schlecht voneinander unterschieden werden, besonders die traurigen und die wütenden Gesichter.

Unabgängig von der Emotionsqualität gingen die Verarbeitungsprozesse während der Diskriminierungsleistung mit einer Hypoaktivierung in den beiden Gyri fusiformis und im linken inferioren Gyrus occipitalis einher. Zusätzlich ergab sich bei den Patienten bei Darbietung von glücklichen, wütenden und ängstlichen Gesichtern eine parietokzipitale Hyperaktivierung, besonders im rechten Cuneus. Am stärksten waren die fMRT-Veränderungen gegenüber der Vergleichsgruppe bei der Beurteilung trauriger Gesichter.

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Fazit
?! Diese fMRT-Studie spricht dafür, dass bereits erst kurz an Schizophrenie erkrankte Jugendliche eine Störung zerebraler Funktionskreise aufweisen, die an der Verarbeitung visueller emotionaler Inhalte beteiligt sind. Dessen Muster ähneln denen erwachsener Schizophrenie-Patienten. Demnach scheint es sich um ein neuropsychiatrisches Merkmal dieser Erkrankung zu handeln. Es könnte sich möglicherweise nicht unerheblich auf Empathie und Interaktionen der Betroffenen auswirken und damit zu ihren sozialen Problemen beitragen.

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