Kognitive Einbußen

Neuro-Depesche 10/2014

Die Rolle von Vitamin D ausgelotet

Ein Defizit an Vitamin D ist weltweit verbreitet. Erniedrigte Serumspiegel von 25-Hydroxy- Vitamin D wurden u. a. auch mit Demenz in Verbindung gebracht.

Man spricht von Vitamin-D-Insuffizienz bzw. Defizit, wenn die Spiegel von 25(OH)D unter 30 bzw. 20 ng/ml liegen. Unterversorgung betrifft vor allem ältere Menschen und ethnische Minderheiten. Eine solche Situation wurde mit erhöhter Mortalität, kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetes assoziiert. Ein Zusammenhang mit eingeschränkten kognitiven Funktionen und Demenzrisiko wurde ebenfalls postuliert. Ein neueres Review bejahte einen solchen Zusammenhang. Die meisten der eingeschlossenen Studien waren aber vom Querschnitts-Typ mit seinen Mängeln und bezogen sich überwiegend auf ältere weiße Probanden; diese waren teilweise bereits dement. Auch war die Studiendauer meist relativ kurz. Ein Einflussfaktor ist zudem die Tatsache, dass Sonnenexposition eine wichtige Quelle für die Vitamin-D-Bereitstellung ist. Kognitiv eingeschränkte Personen verbringen aber weniger Zeit als andere an Luft und Sonne. Eine Aufklärung der wahren Zusammenhänge ist nur von prospektiven Studien mit ausreichend langer Dauer zu erwarten. Eine solche stellt die Atherosclerosis Risk in Communities Brain MRI Ancillary Study dar. Für die genannte Fragestellung wurde eine Fraktion des Teilnehmerkollektivs ausgewertet. Die Kohorte (n = 1652) bestand zu 52% aus weißen und zu 48% aus schwarzen Amerikanern. Das mittlere Alter betrug 62 Jahre. 60% waren Frauen. Die Serumspiegel von 25(OH)D waren zwischen 1993 und 1995 gemessen worden. Mit drei verschiedenen Tests hatte man die Kognition der Teilnehmer beurteilt. Die mittleren 25(OH)D-Spiegel waren bei Weißen höher als bei Schwarzen (25,5 versus 17,3 ng/ml). Niedrigere Werte waren weder mit niedrigeren Ausgangslevels noch mit einem stärkeren Abfall der Scores der Kognitions-Tests im Verlauf assoziiert. Nominell ergaben sich erhöhte Werte für das Demenzrisiko (Hazard Ratio im Tertilen-Vergleich 1,32 bzw. 1,53), aber es wurde keine statistische Signifikanz erreicht. Die Ergebnisse stehen im Gegensatz zu denen anderer Studien. Die Autoren können nicht ausschließen, dass ihre fehlenden Signifikanzen einer zu kleinen Probandenzahl geschuldet sind. Es könnte auch sein, dass ein Vitamin-D-Mangel nicht in der betrachteten Altersgruppe, aber in höheren Jahren einen Kausalfaktor für Demenz bedeutet. Oder aber das Defizit stellt einen Marker für schlechten Gesundheitszustand dar (inverse Kausalität). – Weitere Studien werden der Wahrheit näher kommen. WE

Quelle:

Schneider ALC et al.: Vitamin D and cognitive function and dementia risk in a biracial cohort: the ARIC Brain MRI Study. Europ J Neurol 2014; 21: 1211-18

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x