Migräne-Patienten mit Aura

Neuro-Depesche 1-2/2017

Die RLS-Prävalenz steigt mit der Attacken-Häufigkeit

Zertifizierte Fortbildung

An einer hohen RLS-Migräne-Komorbidität ist kaum zu zweifeln, doch genaue Zahlen sind nicht verfügbar. Diese wurden nun bei Patienten mit episodischer oder chronischer Migräne mit und ohne Aura erfasst.

In die taiwanesische Fallkontrollstudie wurden 311 Patienten eingeschlossen, die unter einer niedrigfrequenten (1–8 Attacken/Monat; n = 224), einer hochfrequenten (9–14/Mon.: n = 91) episodischen oder aber einer chronischen Migräne (≥ 15/Mon.; n = 57) litten. Bei insgesamt 29,8% der Patienten gingen die Attacken mit Auren einher. 133 Gesunde dienten als Kontrollen. Die nach den Kriterien der International RLS Study Group (IRLSSG) erfasste RLS-Prävalenz wurde anhand von Multivarianz- und Regressionsanalysen mit der Migräne- Häufigkeit und dem Aura-Status in Beziehung gesetzt.
Zunächst ergab die unadjustierte Auswertung, dass eine größere Attackenhäufigkeit mit einer stärkeren Migräne-bedingten Beeinträchtigung nach dem Migraine Disability Assessment Questionnaire (MIDAS) einherging, mit mehr depressiven und Angstsymptomen nach der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) sowie einer schlechteren Schlafqualität nach dem Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI).
Die ebenfalls univariate Analyse zeigte einen signifikanten Effekt der Migräne-Häufigkeit auf die RLS-Prävalenz (p = 0,026), der sich jedoch nach Adjustierung auf Baseline-Merkmale verlor (p = 0,256). In der Untergruppe der Patienten mit Aura war der Trend zur Komorbidität aber robust, sowohl in der univariaten (p = 0,002) als auch in der auf diverse Variablen adjustierten multivariaten Auswertung (p = 0,043) – nicht aber in der Gruppe ohne Aura (p > 0,05).
Mit steigender Attackenhäufigkeit nahm die RLS-Prävalenz bei den Migräne-Patienten mit Aura in den drei Gruppen von 7,0% über 13,0% auf 23,5% zu (Kontrollen: 3,8%). Mit einer höheren RLS-Prävalenz assoziiert waren dabei Schlafstörungen (Odds Ratio: 1,17; p = 0,023) und stärkere Angstsymptome (OR: 1,18; p = 0,019), nicht aber eine stärkere Depressivität der Patienten (OR: 0,89; p = 0,094). Andere Variablen wie Kaffeekonsum, BMI, Alter, Bildungsstand, Nikotinkonsum etc. wirkten sich auf die RLS-Häufigkeit nicht signifikant aus. JL
Kommentar

In der Bevölkerung beträgt die RLS-Prävalenz 4% bis 29%, unter Migräne-Patienten in bisherigen Studien – ohne klare Unterschiede zwischen jenen mit und ohne Aura – 9% bis 39%. In dieser Querschnitts-Fallkontroll-Studie standen jene Migräne-Patienten besonders in Gefahr, ein RLS zu entwickeln, die Auren aufwiesen: Bei Ihnen nahm die RLS-Häufigkeit mit steigender Attackenzahl pro Monat klar zu. Auch unter diesem Aspekt sollte tunlichst verhindert werden, dass eine episodische in eine chronische Migräne übergeht.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Lin GY et al.: Prevalence of restless legs syndrome in migraine patients with and without aura: a crosssectional, case-controlled study. J Headache Pain 2016; 17(1): 97 [Epub 21. Okt.; doi: 10.1186/s10194-016-0691-0]

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