165. Jahrestagung der American Psychiatric Association (APA) 5.–9. Mai 2012 in Philadelphia

Neuro-Depesche 8/2012

Die Patienten umfassend versorgen

Das diesjährige Jahrestreffen der American Psychiatric Association (APA) in Philadelphia stand unter dem Motto „Integrated Care“. Neben vielen Diskussionen um das neue DSM 5 und die an Häufigkeit offenbar explodierenden Posttraumatischen Belastungsstörung bei US-amerikanischen Soldaten waren u.a. medikamentös bedingte Gewichtszunahme und psychiatrisch relevante Aspekte des „Social networking“ einige der interessanten Fragestellungen.

Metabolische Sicherheit der Patienten

Die Lebenserwartung von Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen ist besonders aufgrund – verhütbarer – kardiovaskulärer Erkrankungen gegenüber der Bevölkerung deutlich verkürzt. In einem gemeinsamen Projekt verschiedener Institutionen wurde in Boston ein Electronic monitoring record (EMR) Programm mit Edukationsmaßnahmen, einem Erinnerungssystem und anderen Maßnahmen gestartet, um verordnende Ärzte an das in Guidelines empfohlene metabolische Monitoring (Blutwerte, Blutdruck etc.) zu erinnern. 2010 wurde bei 798 Patienten eine Atypika-Therapie begonnen (in 61% von Psychiatern, in 27% von Internisten und Allgemeinärzten). Nur bei 30–40% der Patienten wurden initial die wichtigsten metabolischen Parameter erhoben – unabhängig davon, ob die Behandlung durch einen Psychiater oder Ärzte anderer Fachrichtungen erfolgte. Im Lauf der Zeit nahmen die Raten an Monitoring insgesamt nur wenig zu, noch am meisten hatten die Psychiater dazugelernt: Nach zwölf Wochen war der Anteil an Patienten, deren Gewicht bestimmt wurde, von 32% auf 65% gestiegen. Blutdruckmessungen hatten von 58% auf 70% zgenommen, die Bestimmung von Glucose von 33% auf 43%, die der Lipide von 11% auf 19%.

Schlafstörungen nicht ­ignorieren

Dass die gezielte Behandlung von Schlafstörungen, insbesondere einer Schlafapnoe, das Therapieergebnis bei psychiatrischen Patienten insgesamt positiv beeinflussen kann, berichtete beim APA Umesh Vyas, Mankato/Minnesota. In einer Schlafstörungsklinik wurden die Fälle von 117 fast ausschließlich männlichen Patienten aufgerollt, von denen 54 (46,2%) eine komorbide psychiatrische Erkrankung aufwiesen. Zum einen beeinträchtigte diese nicht die Compliance mit der Schlafstörungsbehandlung, zum anderen besserte sich auch die Psyche im Laufe der Schlafstörungstherapie signifikant. Wegen geringer Gruppengrößen konnten die Effekte nicht für die verschiedenen Diagnosegruppen ausgewertet werden. Die Therapiewirkungen sollten Vyas zufolge unbedingt in prospektiven Studien untersucht werden. Er geht im Übrigen von einer bidirektionalen Beziehung zwischen Schlafstörung und psychiatrischer Erkrankung aus. Schließlich leiden bis zu 40% der psychiatrischen Patienten unter Insomnie, Hypersomnie oder einer belegbaren Störung der Schlafarchitektur.

Networking triggert Rückfall

Social networking hat außer dem zeitkonsumierenden Aspekt auch Psychiatrie-relevante Nachteile: Dies zeigt die Auswertung einer Befragung von 37 Jugendlichen (12-18 Jahre), die zumeist Cannabis konsumierten und sich in einer Suchtbehandlung befanden. Die von David Tran, noch Medizinstudent in Los Angeles, vorgestellte Studie ergab, dass 92% der Befragten regelmäßig im Internet ein Networking-Portal aufsuchten, zumeist Facebook, aber auch MySpace oder Twitter. Sie waren dort in hohem Maße mit drogenassoziierten Reizen konfrontiert: 88% der Jungen und 100% der Mädchen berichteten, dass sie „Freunde“ hatten, die Drogen konsumierten, 94%, dass ihre Kontakte Drogen-relevante Beiträge posteten. 53% der Jungen und 77% der Mädchen fühlten sich dadurch zum Drogenkonsum animiert.

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