Retrospektiv ausgewertet wurden alle Erwachsene der IMS®-Disease Analyzer-Datenbank mit einer zwischen Jan. und Dez. 2018 diagnostizierten Epilepsie (ca. 3 % aller Epilepsie-Patienten in Deutschland). Nach 1 : 1-Matching nach Alter, Geschlecht etc. waren dies je 7.942 Personen mit und ohne Epilepsie im Durchschnittsalter von 58,0 Jahren (49,7 % weiblich). 20,9 % waren 18 bis 40, 32,4 % 41 bis 60 und 46,8 % > 60 Jahre alt. Erfasst wurden alle Erkrankungen über 365 Tage.
Neun Komorbiditäten und hohe Multimorbidität
Eine Epilepsie war signifikant positiv assoziiert mit neun komorbiden Erkrankungen. Die höchsten Risiken bestanden für geistige Behinderung (F70-F79; 3,6 % vs. 0,2 %; Odds Ratio [OR]: 21,11), zerebrovaskuläre Erkrankungen (16,8 % vs. 5,4 %; OR: 3,14) und Demenz (8,2 % vs. 3,5 %; OR: 1,72). Relativ häufig waren daneben auch Depression (14,5 % vs. 9,2 %; OR: 1,45), extrapyramidale Bewegungsstörungen (4,3 % vs. 1,8 %; OR: 1,79), Knochenfrakturen (7,8 % vs. 4,5 %; OR: 1,53), Anämien (8,9 % vs. 5,3 %; OR: 1,28), Nieren- und Harnwegserkrankungen (15,3 % vs. 10,2 %; OR: 1,21) und Krankheiten von Speiseröhre, Magen und Duodenum (19,7 % vs. 15,1 %; OR: 1,20). Insgesamt nahmen die komorbiden Erkrankungen mit dem Alter der Patienten zu. Kardiovaskuläre Erkrankungen waren interessanterweise nicht erhöht.
Bei 88,2 % der Epilepsie-Patienten und 67,3 % der Kontrollen bestanden ≥ 2 komorbide Erkrankungen, ≥ 3 bei 73,6 % vs. 49,5 %, ≥ 4 bei 59,2 % vs. 36,0 %, ≥ 5 bei 46,9 % vs. 25,2 %. Eine Multimorbidität war in jeder der drei Altersgruppen höher als in der Kontrollgruppe. Die Epilepsie erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Multimorbidität um mindestens das Zweieinhalb- bis mehr als das Dreifache (OR: 2,57 - 3,65). HL