Tiefe Hirnstimulation des STN

Neuro-Depesche 5/2009

Die Erfahrungen aus 15 Jahren gebündelt

Die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) des Nucleus subthalamic (STN-DBS) gilt als die bevorzugte Stimulationsbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem M. Parkinson und medikamentös nicht mehr beherrschbaren Symp­tomen. Parkinson-Experten geben nun einen Überblick über diese Therapieoption.

Bislang wurden mehrere Tausend Stimulationsbehandlungen durchgeführt. Durch die STN-DBS werden bedeutende Besserungen insbesondere der L-Dopa-sensitiven Symptome erreicht, im Anschluss können die Dosen der dopaminergen Medikation meist erheblich reduziert werden (oft > 50%). Besonders verbessern sich die Werte der UPDRS Teil III (Motorik) und Teil II (Aktivitäten des täglichen Alltags). Dabei nehmen Rigor, Akinese und Tremor sowie Dystonien in der Regel deutlich ab, ebenso wie die Off-Zeiten. Die Schlafqualität steigt ebenfalls und es kann auch eine Abnahme der Detrusorhyperreflexie der Harnblase eintreten, während die Sprache sich meist nicht verbessert. Wie im natürlichen Krankheitsverlauf auch kommt es nach der DBS langfristig wieder zu Verschlechterungen.

Die STN-DBS hat sich als relativ sicherer neurochirurgischer Eingriff erwiesen. Bei großen Schwankungen der Angaben kommt es zu Infektionen bei 1 bis 15% und Blutungen bei 4 bis 8% als direkte chirurgische Komplikationen. Darüber hinaus ist mit Hardware-bedingten Komplikationen (bes. Elektroden-Verlagerung) zu rechnen. Die Mortalität ist abhängig von der Patientenauswahl und nicht zuletzt von den Erfahrungen des Parkinson-Zentrums. In den hier berücksichtigten Studien lag die Zahl der Todesfälle bei 0,6 bis 2,1%.

An Nebenwirkungen werden persistierende motorische Verschlechterungen bei etwa 3% der Operierten beobachtet. Hypophonie und Dysarthrie sind mit bis zu 17% relativ häufig. Neuropsychiatrische Störungen entwickeln etwa 25% der Patienten, diese sind zumeist jedoch vorübergehend. Transiente postoperative Folgen sind z. B. Verwirrung bei bis zu 10% der Patienten. Die meisten Patienten mit Depressionen im Beobachtungszeitraum (bis zu 17%) waren den Autoren zufolge schon vor der STN-DBS depressiv, die Rate vollendeter Suizide betrug in einer Studie (n = 921) 0,1%. Es werden teils aber ungünstige neurokognitive Veränderungen beobachtet: Am häufigsten leidet die Wortflüssigkeit, während die allgemeine Kognition nicht in wesentlichem Umfang beeinträchtigt zu werden scheint. Persönlichkeitsveränderungen als explizite Behandlungsfolge werden nicht beschrieben.

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Fazit
?! Während sich die STN-DBS bei medikamentös nicht mehr kontrollierbaren Symptomen später Krankheitsstadien als hoch wirksam – und angesichts der annehmbaren Komplikationsraten für viele Patienten vorteilhaft – darstellt, müssen ihre Langzeiteffekte noch gründlicher untersucht werden. Diese haben im Übrigen größten Einfluss auf die gegenwärtig diskutierte Frage, ob ihr Einsatz auch schon bei Patienten in deutlich früheren Krankheitsstadien gerechtfertigt ist.

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