Hartnäckige Depression

Neuro-Depesche 12/2016

Die EKT im klinischen Alltag

Zertifizierte Fortbildung

Die Elektrokrampftherapie (EKT) ist eine etablierte Option bei Patienten mit therapierefraktärer Depression. In einer naturalistischen Studie wurde geprüft, wie wirksam eine unilaterale EKT bei schwer depressiven Patienten im Behandlungsalltag ist.

Das Kollektiv bestand aus 147 Patienten mit einer schweren Depression. Nach pragmatisch getroffener Entscheidung des behandelnden Arztes wurden 43 mit einer „hoch-dosierten“ rechtsseitigen EKT (8 bis 12 Sitzungen, Sechsfache der Krampfschwelle) behandelt, die Kontrollgruppe (n = 104) erhielt eine optimierte „Standardbehandlung“ (ggf. mit zwei Antidepressiva plus Lithium, Atypika etc.). Primärparameter waren Veränderungen der depressiven Symptome nach den Scores der Hamilton Rating Scale for Depression mit 17 Items (HDRS17).
In Psychose- und Melancholie-Symptomen sowie in früheren manischen Episoden unterschieden sich die Teilnehmer der beiden Gruppen nicht voneinander, doch die Depression war in der EKT-Gruppe anfänglich signifikant stärker ausgeprägt (25,05 vs. 21,61 Punkte; p = 0,001).
Unter der unilateralen EKT ging der HDRS17- Score signifikant stärker zurück als in der Vergleichsgruppe (-18,24 vs. -14,20 Punkte; p = 0,004). Im Gegensatz zur initialen Situation unterschieden sich die beiden Gruppen zu Studienende nicht mehr signifikant (7,70 vs. 7,40 Punkte; p = 0,75). Jedoch ergab sich weder in den Raten einer Response, definiert als HDRS17- Reduktion ≥ 50%, (84,3% vs. 75,5%; p = 0,125) noch in den Raten einer Remission, definiert als HDRS17-Score ≤ 7, (58,1% vs. 58,7%; p = 0,55) ein signifikanter Unterschied. Dies war auch für die Veränderungen der Skalen Clinical Global Impression (CGI), Global Assessment of Functioning (GAF) und Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) zu Studienende der Fall. Während der Klinikgesamtaufenthalt bei den EKT-Behandelten deutlich länger war (35,5 vs. 24,6 Tage; p < 0,001), unterschieden sich die reinen Behandlungszeiten zwischen den beiden Gruppen nicht signifikant (27,6 vs. 24,6 Tage; p = 0,25). JL
Kommentar

Naturalistische Studien können wesentlich zur Beurteilung der Wirksamkeit therapeutischer Interventionen beitragen. Hier zeigte sich, dass die „hoch-dosierte“ unilaterale EKT im klinischen Alltag bei schwer depressiven Patienten immer einen Therapieversuch wert sein kann. Dies gilt natürlich weiterhin vor allem bei schwerer Suizidalität und Psychose, Melancholie und Katatonie.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Alves LP et al.: A naturalistic study of high-dose unilateral ECT among severely depressed inpatients: how does it work in the clinical practice? BMC Psychiatry 2016; 16(1): 396 [Epub 11. Nov.; doi: 10.1186/s12888-016-1095-z]

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