Die Dialogtherapie (DT) basiert auf einem humanistischen Ansatz zur Selbstwertstärkung des Patienten und beinhaltet in drei Phasen viele verschiedene Elemente einschl. einer familientherapeutischen Intervention. Die Therapie erfolgt generell in einstündigen wöchentlichen Sitzungen über drei Monate bis drei Jahre.
Im retrospektiven Fall-Kontroll- Design unterzogen sich je 54 Patienten mit verschiedenen Psychose-Formen der DT (durchschnittlich 36 Monate) oder einer Standardbehandlung (ST) als Kontrolle. Die auf Diagnose, Alter, Geschlecht und Therapiebeginn gematchten Patienten beider Gruppen waren im Durchschnitt 29 bzw. 28 Jahre alt und zu 43 % weiblich. Primärparameter war das globale Funktionsniveau nach Global Assessment of Functioning Scale (GAF), sekundär wurden Medikationsänderungen und Krankenhausaufenthalte erfasst.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer vom Einschluss bis zum Follow-up betrug 4,1 Jahre. Am Ende fielen die durchschnittlichen GAF-Werte für die Funktionalität (GAF-F) und Symptomatik (GAF-S) in der Dialogtherapie-Gruppe signifikant vorteilhafter aus als in der Kontrollgruppe (74,9 vs. 47,5 bzw. 77,7 vs. 47,7 je p < 0,001) (s. Abb.). Die Effektgrößen erwiesen sich mit Cohen‘s d-Werten von 1,8 (GAF-S) bzw. 2,1 (GAF-F) als sehr groß.
Darüber hinaus wurden gegenüber der Kontrollgruppe signifikant weniger Psychopharmaka eingesetzt (p < 0,001). Dies betraf ebenfalls mit Signifikanz sowohl niedrig- und hochdosierte Antipsychotika als auch Antidepressiva, Stimmungsstabilisierer und Anxiolytika. Nach Entfernung eines „Ausreißers“ in der DT-Gruppe fiel die Zahl der Krankenhaustage zwischen den beiden Gruppen allerdings nicht unterschiedlich aus. JL