Nach Prof. Michael Huss, Mainz, wurde Amfetamine in zahlreichen randomisierten Studien bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS untersucht. Eine placebokontrollierte ADHS-Studie mit einer ungewöhnlich langen Dauer von 15 Monaten zeigte erneut „eine stabile und nachhaltige Wirkung auch über lange Therapiezeiträume“. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen mit sehr starker Hyperaktivität und bei Störungen des Sozialverhaltens wie Aggressivität oder oppositionellem Verhalten „wirken Amfetamine oft besser” als Nicht-Stimulanzien, berichtete Dr. Klaus Skrodzki, Forchheim.
Dexamfetamin zeichnet sich durch rasche Anflutung, hohe Effektstärke und eine mittellange Wirkdauer aus. Dies ermöglicht bei morgendlicher Einnahme mit effektiver Symptomkontrolle schon in den ersten Schulstunden eine auf den Vormittag fokussierte wirksame Therapie, schilderte Dr. Henrik Uebel von Sandersleben, Göttingen, sowie bei erneuter Einnahme am Mittag eine zusätzliche Abdeckung des Nachmittags. Die Behandlung sollte im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzepts erfolgen und bedarf der Aufsicht durch einen Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und/oder Jugendlichen.
Ein Arzneimittelmissbrauch spielt „im Alltag eigentlich keine Rolle, wenn das Medikament indikationsgemäß eingesetzt wird“, sagte der Fachmann: „Ich habe noch nie einen ADHS-Patienten gesehen, der aus einer Amfetamin-Behandlung eine Sucht entwickelt hätte.“ Doch um einen möglichen Missbrauch rechtzeitig zu erkennen, ist auf Anzeichen wie Dermatosen, Persönlichkeitsveränderungen, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit etc. sowie ungewöhnliche Rezeptbegehren zu achten.
Wie bei anderen Stimulanzien ist die schrittweise Feinjustierung auf die optimale Dosierung äußerst wichtig. Mit dem Snap-Tab-Mechanismus der 5-mg-Tablette (zwei Bruchkerben in Kleeblattform) „ist dies sehr komfortabel möglich“, so Uebel in Berlin. Er empfahl, mit 5 mg/d Dexamfetamin zu starten und die Dosis wöchentlich um 5 mg zu erhöhen. Nach Erreichen der ungefähren Zieldosis erfolgt die Feinjustierung auf maximale Wirksamkeit bei minimalen unerwünschten Effekten. Ab dem ersten Quartal 2016 sind übrigens 10-mg- und 20-mg- Tabletten des Fertigarzneimittels hinzugekommen, um den Patienten die Einnahme weiter zu vereinfachen. JL