Verzerrtes Schwarzweißfoto einer Jugendlichen, die sich die Hände vors Gesicht hält.

Angst und Depression bei 8- bis 17-jährigen Schulkindern

Neuro-Depesche 5-6/2023

Deutsche Version der RCADS validiert

Angst und Depression sind internalisierende psychische Störungen, die häufig in der Kindheit beginnen und sich klinisch in der Adoleszenz manifestieren. Die Diagnose kann mit der international etablierten standardisierten Revised Anxiety and Depression Scale (RCADS) erfolgen. Jetzt wurde die deutsche Fassung der RCADS validiert.

Die Validierungskohorte bestand aus einer repräsentativen Stichprobe von 1.562 Schulkindern im nördlichen Ruhrgebiet im Alter von acht bis 17, durchschnittlich 12,2 Jahren (52,4 % Mädchen). Geprüft wurden die Reliabilität der RCADS (interne Konsistenz) und Validität (faktoriell, konvergent, geschlechts- bzw. altersgebunden).

Hohe Cronbachs α-Werte

Die Auswertung ergab gute psychometrische Eigenschaften. Für die RCADS-Gesamtskala und ihre sechs Subskalen (fünf für Angst und eine für Depression) fielen die Cronbachs α-Werte von 0,73 bis 0,96 vorteilhaft aus. Die konfirmatorische Faktorenanalyse zeigte, dass das 6-Faktoren-Modell der RCADS gegenüber einem 2-Faktoren-Modell eine akzeptable bis gute Modellanpassung bot: U. a. betrugen der Comparative Fit Index [CFI] und der Tucker-Lewis Index [TLI] vorteilhafte 0,93.

Lebensqualität und Funktionen

Zudem zeigte sich, dass die acht Subskalen der RCADS moderat bis stark negativ mit der Lebensqualität nach KIDSCREEN (-0,31 ≤ τ ≤ -0,51; p < 0,001) korrelierten.

Signifikant positiv assoziiert waren alle acht auch mit der funktionellen Beeinträchtigung nach dem Functional Disability Inventory (FDI) (0,31 ≤ τ ≤ 0,48; p < 0,001), d. h. Personen mit höheren Angst- oder Depressionswerten hatten auch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit von Funktionseinschränkungen.

Insgesamt 16,5 % bzw. 14,3 % der Kinder und Jugendlichen hatten nach der RCADS ein relevantes Angst- bzw. Depressionsniveau. Mädchen hatten bei allen Angst- und Depressionsskalen des RCADS deutlich höhere Mittelwerte als die Jungen. Dies galt auch für die Total Anxiety Scale und den Total Internalizing Score. HL

 

 

Kommentar
Diese Validierungsstudie unterstützt die guten psychometrischen Eigenschaften der deutschen RCADS-Fassung in einer repräsentativen Stichprobe von Schüler(inne)n. Noch gibt es keine deutsche Kurzfassung. Zudem muss noch die Übereinstimmung mit klinischen Diagnosen geprüft werden.
Quelle: Grothus S et al.: The German version of the Revised Children‘s Anxiety and Depression Scale-Psychometric properties and normative data for German 8- to 17-year-olds. Int J Methods Psychiatr Res 2023: e1965 [Epub 15. März; doi: 10.1002/mpr.1965] 
ICD-Codes: F41.9 , F32.9
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