Schwere therapierefraktäre Depression

Neuro-Depesche 4/2019

Deutliche und anhaltende Linderung durch die THS

Zertifizierte Fortbildung

Schätzungen zufolge sprechen bis zu 30 % aller Patienten mit therapieresistenter Depression nicht auf die zugelassenen Therapien an. Für einige Betroffene könnte die Tiefe Hirnstimulation (THS) eine sinnvolle Option darstellen: Positive Resultate dazu lieferte jetzt die Studie FORESEE-II der Universitätskliniken Freiburg und Bonn.

Die 16 seit acht bis 22 Jahren depressiven Patienten (29 - 71 Jahre) der FORESEEII- Studie hatten sich zuvor ohne Erfolg im Schnitt 18 medikamentösen Therapien, 20 Elektrokrampftherapien und 70 Stunden Psychotherapie unterzogen.
Jetzt wurden bei ihnen Stimulationselektroden in den supero-lateralen Zweig des medialen Vorderhirnbündels implantiert. Diese Region ist an der Wahrnehmung von Freude und Belohnung beteiligt und unter anderem wichtig für die Motivation. Nach Randomisierung erhielten die Patienten zwei Monate lang eine reale oder eine Scheinstimulation. Danach wurde die THS bei allen durchgeführt. Die antidepressive Wirkung bewerteten die Ärzte über ein Jahr lang einmal monatlich anhand der Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS).
Der durchschnittliche MADRS-Score ging während der zwölf Monate von 29,6 auf 12,9 Punkte zurück (p < 0,0001). Bereits in der ersten Woche (und danach anhaltend) war er bei zehn der 16 Probanden deutlich gesunken. Im Laufe der Studie sprachen alle Patienten auf die THS an, acht waren am Ende mit einem MADRS-Wert ≤ 10 nicht mehr depressiv.
Auch sekundäre Studienparameter wie Lebensqualität (SF-36) und Funktionsniveau (Global Assessment of Functionig, GAF) verbesserten sich signifikant. Die Kognition wurde nicht signifikant beeinträchtigt, im verbalen Lernen / IQ kam es sogar zu signifikanten Verbesserungen. GS
Kommentar

Wie die Autoren betonen, konnte in dieser hinsichtlich Patientenzahl und Therapieeffekt weltweit einmaligen Studie erstmals nachgewiesen werden, dass die THS für Patienten mit schwerster Depression eine ernstzunehmende Option darstellt. Sollte die im Okt. 2018 begonnene Anschlussstudie FORESEE-III (n = 50) ebenso positive Ergebnisse haben, besteht die Hoffnung auf eine EU-weite Zulassung des Verfahrens.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Coenen VA et al.: Superolateral medial forebrain bundle deep brain stimulation in major depression – a gateway trial. Neuropsychopharmacol 2019 [Epub 14. März; doi:10.1038/s41386-019-0369-9]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x