Studienübersicht

Naturmedizin 1/2018

Depressive haben häufig Vitamin-C-Mangel

Vitamin C ist ein wichtiges Antioxidans im Gehirn. Hat es aber auch Einfluss auf die Entwicklung von Depressionen? Mehrere Studien legen dies nahe. Auch den Wirkmechanismen ist man auf der Spur.
Die Anhaltspunkte, dass Vitamin-C-Mangel im Zusammenhang mit depressiven Störungen stehen könnte, mehren sich. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie war ein niedriger Vitamin- C-Status mit erhöhten Depressionssymptomen bei älteren Menschen nach akuter Erkrankung assoziiert. Eine weitere Studie wies bei Patienten mit Depressionen signifikant niedrigere Serum-Vitamin-C-Spiegel nach als bei gesunden Menschen. Eine Nahrungsergänzung mit Vitamin C (1000 mg / Tag), A und E über einen Zeitraum von sechs Wochen führte in diesem Versuch zu signifikanten Verringerungen der Symptome.
Je weniger Vitamin C über die tägliche Ernährung aufgenommen wird, desto anfälliger sind die Betroffenen für depressive Störungen, konstatieren auch drei weitere Untersuchungen.
 
Humanstudien
 
Die Wirksamkeit von Vitamin C als Adjuvans in der Behandlung von Depressionen bei Kindern wies ein doppelblinder, placebokontrollierter Pilotversuch nach. Patienten, die sechs Monate lang mit Fluoxetin (10–20 mg / Tag) und Vitamin C (1000 mg / Tag) behandelt wurden, zeigten eine signifikante Abnahme der depressiven Symptome im Vergleich zur Fluoxetin-plus-Placebo-Gruppe. Zwei Untersuchungen an nicht depressiven, akut hospitalisierten Patienten brachten das Ergebnis: Wurde kurzfristig Vitamin C (1000 mg / Tag) verabreicht, hob das die Stimmung der Patienten deutlich (einmal um 34 %, einmal um 71 %) und führte zu einer Verringerung der gefühlten psychischen Belastung um 51 %.
 
Wirkmechanismen
 
Mehrere Tierversuche geben erste Hinweise auf die Mechanismen der antidepressivähnlichen Wirkung von Vitamin C. So ist es in der Lage, monoaminerge Systeme zu modulieren, z. B. aktiviert es den Serotonin- 1A-(5-HT1-A-)Rezeptor. Diese Aktivierung ist ein Wirkmechanismus vieler antidepressiver, anxiolytischer und antipsychotischer Arzneimittel.
Eine weitere Untersuchung zeigte, dass Vitamin C N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren (NMDA-Rezeptoren) und den L-Arginin- Stickoxid-cyclischen Guanosin-3,5-Monophosphat- Weg (cGMP) blockiert, was die Stickstoffmonoxidspiegel (NO) reduziert. Reduzierte NO-Spiegel wiederum induzieren im Hippocampus antidepressivähnliche Effekte. Weiter blockiert Vitamin C Kaliumkanäle, was ein Ziel von NO und cGMP ist.
Vitamin C induziert die Häm-Oxygenase- 1-Expression. Häm-Oxygenase-1 könnte ein Depressionsbiomarker sein – ein Bindeglied zwischen Entzündung, oxidativem Stress und biologischen und funktionellen Veränderungen der Gehirnaktivität. Es wird vermutet, dass eine verminderte Expression von Häm-Oxygenase-1 mit depressiven Symptomen verbunden ist.
Quelle: Kocot J et al.: Does vitamin c influence neurodegenerative diseases and psychiatric disorders. Nutrients 2017; 9 (659) 1-29

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