Aboriginees in Australien

Neuro-Depesche 4/2018

Depression und Suizidalität „down under"

Die Ureinwohner Australiens sind gesellschaftlich marginalisiert und leben zumeist unter ungünstigen psychosozialen Umständen. Das stresst. Jetzt zeigt sich, dass die Häufigkeit und Schwere depressiver Störungen und anderer psychischer Krankheiten sowie suizidales Verhalten bei älteren Aboriginees deutlich höher als in der Bevölkerung.

Eingeschlossen wurden 336 Aboriginees in zwei Bezirken Sydneys und drei ländlichen Regionen in New South Wales (NSW). Drei Viertel der 200 Männer und 136 Frauen waren 60 bis 69 Jahre alt, der Rest war älter. Sie unterzogen sich einem strukturierten Interview. Primärer Endpunkt war die Prävalenz der Depression nach der modifizierten Patient Health Questionnaire (mPHQ).
Mit einem Drittel aller Befragten (33,3%) war die Lebenszeit-Prävalenz einer Depression nach dem mPHQ9 ausgesprochen hoch. 30,1% litten unter einer Angststörung, 2,7% unter einer bipolaren Störung und 0,9% unter Schizophrenie. 19% berichteten suizidales Verhalten. Gegenwärtig litt nach mPHQ9 nahezu jeder Fünfte unter einer Depression (18,1%) sowie jeder Zehnte unter Suizidgedanken (11,1%). Die vergleichbaren Prävalenzen in der älteren australischen Allgemeinbevölkerung betragen 7,7% bzw. 2%.
In der Univarianzanalyse bei den Depressiven jeweils deutlich häufiger als bei den Nicht-Depressiven war Rauchen (80,5% vs. 19,5%), hoher Alkoholkonsum (74,2% vs. 25,8%) und eine nach MMST (≤ 26) beeinträchtigte Kognition (81,7% vs. 18,3%).
Als wichtige Risikofaktoren für eine gegenwärtige Depression fanden sich in der Multivarianzanalyse neben gegenwärtigen Suizidgedanken (Odds Ratio: 13,8) und suizidalem Verhalten in der Vergangenheit (OR: 4,9) Schlafstörungen (OR: 3,1) sowie das Leben auf dem Land (OR: 2,1). Signifikante Risikofaktoren für suizidales Verhalten waren Kopfverletzungen in der Vergangenheit (OR: 2,3), anamnestische Angst, Stress, posttraumatische Belastungsstörung (OR: 5,9) und eine niedrige psychische Widerstandskraft (OR: 2,5). HL
Quelle:

Shen YT et al.: Depression, suicidal behaviour... Int J Environ Res Public Health 2018; 15(3): pii: E447 [Epub 4. März; doi: 10.3390/ijerph15030447]

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