Ungünstige prognostische Faktoren

Neuro-Depesche 5-6/2019

Depression und RLS-Schwere erhöhen die Suizidalität

Zertifizierte Fortbildung

Quälende Missempfindungen und zur Nacht zunehmender Bewegungsdrang können bei RLS-Patienten zu massiven Schlafstörungen und Stimmungsstörungen bis hin zur klinischen Depression führen. Beides sind etablierte Risikofaktoren für eine Suizidneigung. Neurologen der Yale University prüften jetzt die prognostische Bedeutung verschiedener klinischer RLS-Merkmale für die Suizidalität der Patienten.

Für die Studie wurden 192 RLS-Patienten und 158 Kontrollpersonen rekrutiert, die in Bezug auf Alter, Geschlecht, Rasse und andere potenzielle demografische Störfaktoren vergleichbar waren. Die RLS-Diagnose wurde mit dem Cambridge-Hopkins RLS Questionnaire verifiziert und der Schweregrad mithilfe der International RLS Study Group Severity Scale (IRLSS) bewertet. Die Lebenszeitprävalenz an Depressionen wurde anhand der Brief Lifetime Depression Scale und die an Suizidgedanken und -versuchen anhand des Suicidal Behavior Questionnaire-revised erfasst.
Die RLS-Symptomatik war mit einem durchschnittlichen IRLSS-Score von 26,4 (± 7,5) meist mittelschwer bis schwer ausgeprägt. Bei signifikant mehr RLS-Patienten als bei den Kontrollpersonen fanden sich Depressionen in der Anamnese (65,6 % vs. 22,8 %; p < 0,00001). Suizidgedanken/Suizidversuche im Leben waren bei den RLS-Patienten wie erwartet ebenfalls deutlich häufiger als bei den Kontrollen (27,1 % vs. 7,0 %; p < 0,00001). Auch nach Berücksichtigung von depressiven Erkrankungen und anderen möglichen Einflussfaktoren war die Wahrscheinlichkeit von Suizidgedanken/ Suizidversuchen in der RLS-Gruppe erhöht, und zwar um fast das Dreifache (Odds Ratio: 2,80: 95 %-KI: 1,29 - 6,11).
Die weitere Quantifizierung der Risiken ergab, dass die Gefahr von Suizidgedanken/Suizidversuchen in der Lebenszeit bei RLS-Patienten signifikant erhöht war bei einer Depressionsanamnese (OR: 7,37; 95 %-KI: 2,65 - 20,47) und bei einer schweren oder sehr schweren RLS-Symptomatik (OR: 2,36; 95 %-KI: 1,03 - 5,40). JL
Kommentar

Die Suizidalität von RLS-Patienten erwies sich in dieser Studie gegenüber Kontrollen als deutlich erhöht. Besonders Patienten mit einer lebensgeschichtlichen Depression und jene mit einem schweren RLS sollten daraufhin beobachtet werden.



Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle:

Para KS et al.: Suicidal thought and behavior in individuals with restless legs syndrome. Sleep Med 2019; 54: 1-7

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x