Lebensqualität bei ALS, MG und FSHD

Neuro-Depesche 9/2010

Depression ist ein wichtiger Prädiktor

Anders als bei vielen weiteren chronischen neurologischen Krankheiten wurde die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen bis jetzt noch kaum erforscht. Eine multizentrische Studie aus Deutschland befasste sich nun mit diesem wichtigen Parameter bei ambulanten Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS), fazioskapulohumeraler Muskeldystrophie (FSHD) und Myasthenia gravis (MG).

Für die Studie wurden 91 ambulante Patienten mit ALS (n = 37), FSHD (n = 17) oder MG (n = 37) in sieben deutschen Gesundheitszentren rekrutiert. Die Lebensqualität (Health-related quality of life, HRQoL) wurde mit dem 36-Item Short Form Health Survey (SF-36) und dem Fragebogen EuroQol (EQ-5D) ermittelt. Eine multiple Regressionsanalyse diente zur Ermittlung der Prädiktoren einer niedrigen HRQoL nach SF-36.

Es zeigte sich, dass alle Domänen des SF-36 mit Ausnahme des „körperlichen Schmerzes“ bei allen Patienten signifikant ungünstigere Werte aufwiesen. Insgesamt waren die mit der körperlichen Gesundheit verbundenen Domänen wie beispielsweise „körperliche Funktionsfähgkeit“ und „körperliche Rollenfunktion“ stärker betroffen als die mit der psychischen Gesundheit assoziierten Domänen „soziale Funktionsfähigkeit“, „emotionale Rollenfunktion“ und „psychisches Wohlbefinden“.

Die Stärke der Beeinträchtigungen der Lebensqualität variierte zwischen den Gruppen teils erheblich: So wiesen die ALS-Patienten im Vergleich zu den übrigen Krankengruppen die deutlichste Reduktion auf. Bei ihnen waren die SF-36-Scores in sechs Domänen um über 40% verringert (p < 0,01), während sich bei den FSHD- und MG-Patienten eine Reduktion um 20 bis 40% ergab. Die Mehrheit der Studienteilnehmer berichtete mittelschwere oder schwere Probleme in mindestens einer Dimension des EQ-5D (86,5% der ALS bzw. MG-Patienten, 82,4% der ALS-Patienten). Den niedrigsten EQ-5D-Indexscore (0,54) wiesen erneut die ALS-Patienten auf, den höchsten (0,89) die MG-Patienten. Hauptsächlich betroffen waren die Dimensionen „Mobilität“ und „allgemeine Tätigkeiten“.

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Fazit
?! Die Beeinträchtigungen der Lebensqualität zeigen bei neuromuskulären Erkrankungen zum Teil ähnliche Muster, z. B. eine deutlich reduzierte Lebensqualität aufgrund körperlicher Beschwerden. Darüber hinaus gibt es auch krankheitsübergreifende Parameter, die beim Outcome der Patienten in klinischen Studien und bei Leitlinien berücksichtigt werden sollten. So sollte neben der Behandlung motorischer Symptome mehr Wert auf die Therapie von Depressionen gelegt werden, da diese sowohl bei ALS als auch bei MG ein wichtiger und unabhängiger Prädiktor für die Lebensqualität sind.

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