Auf der Suche nach Behandlungsalternativen

Neuro-Depesche 9/2020

DBS bei chronischem Clusterkopfschmerz?

Die tiefe Hirnstimulation (DBS) wird probeweise auch bei Patienten mit therapierefraktärem chronischem Clusterkopfschmerz (CCH) eingesetzt. Trotz positiver Erfahrungen in mehreren prospektiven Fallserien sind die Wirksamkeit und die optimale Stimulationsregion beim CCH unklar. Nun wurden dazu individuelle Patientendaten metaanalytisch ausgewertet.
Mit der DBS bei CCH erfahrene Ärzte haben die Patientenmerkmale und klinischen Basisvariablen von 40 CCH-Patienten (30 Männer) aus vier verschiedenen Kohorten (publiziert bis Feb. 2019) zusammengetragen, um die präoperativ-postoperative Kopfschmerz-veränderung auszuwerten. Außerdem wurden individuelle CT-/MRT-Scans analysiert, um die optimalen Elektrodenpositionen zu ermitteln. Die durchschnittliche Follow-up- Dauer betrug 44 Monate.
Bei den 40 CCH-Patienten ergab sich nach 12 Monaten (und bei der letzten verfügbaren Nachuntersuchung) eine signifikante mittlere Reduktion der Kopfschmerz-Häufigkeit um 77 % (95 %-KI: 63 % - 90 %; p < 0,0001). Dementsprechend wurden 75 % der Behandelten mit einer Attackenreduktion um ≥ 50 % als Responder klassifiziert, 8 % mit einer Reduktion um ≥ 30 % bis < 50 % als Teilresponder und nur 17 % als Non-Responder.
Wider Erwarten war ein positives Behandlungsergebnis mit keiner der Basisvariablen (Geschlecht, Alter, Krankheitsdauer und -schwere etc.) assoziiert. Für das Ausmaß der Wirksamkeit der Stimulation konnten in einer Subgruppe von Patienten mit geeigneten Bildgebungsdaten zwei „Hotspots“ identifiziert werden: das ventrale tegmentale Areal (VTA) und das retrorubrale Tegmentum des Mittelhirns. HL
Kommentar
Die ausgewerteten 40 CCH-Patienten machen 48 % aller zuvor veröffentlichten Fälle aus. Die Daten bestätigen, dass die DBS für die Mehrheit der bislang therapierefraktären Patienten eine langfristige Schmerzreduktion bietet. In dieser metaanalytischen Fallaufarbeitung, die natürlich etliche gravierende Limitationen aufweist, gelang dies bei etwa drei Viertel der Patienten.
Quelle: Nowacki A et al.: DBS for chronic cluster headache: meta-analysis of individual patient data. Ann Neurol 2020 [Epub 22. Aug.; doi: 10.1002/ana.25887]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x