Neuro-Depesche 2/2004

DBS als Alternative zur Kapsulotomie?

Die Psychochirurgie gilt als Ultima ratio bei Therapieresistenz schwerer Zwänge. In Belgien wurden jetzt drei Patienten in einer prospektiven Studie mit einer tiefen Hirnstimulation ("Deep brain stimulation", DBS) behandelt.

Bei den Patienten mit schwerer Zwangsstörung wurden quadripolare Elektroden bilateral in die vorderen Anteile der Capsula interna implantiert. Die Nachbeobachtungszeit betrug 33, 33 und 39 Monate. In zwei Fällen besserten sich die Zwangssymptome nach Y-BOCS um 12 bzw. 23 Punkte. Auch die übrige Psychopathologie nach dem "Total Maladjustment Score" der Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) wurde um 44% bzw. 59% reduziert. Nach der Y-BOCS-Selbstbeurteilungsskala (Y-BOCS-SRS) und dem Profile of Mood States (POMS) nahmen Depression und Spannung mit zunehmender Stimulationsamplitude ab. Bei fortgeführter Stimulation waren die Besserungen der Psychopathologie anhaltend, über durchschnittlich drei Jahre traten keine ernsten Nebenwirkungen der kontinuierlichen bilateralen DBS auf. Beim dritten Patienten, der zusätzlich an einer somatoformen Störung litt, war die DBS nicht erfolgreich. Bei ihm wurde 15 Monate später eine anteriore Kapsulotomie durchgeführt, die die Zwangssymptome und somatoformen Beschwerden deutlich reduzierte. Bei keinem Patienten wurden negative Auswirkungen auf Intelligenz, Exekutivfunktionen und Persönlichkeitsparameter festgestellt.

Quelle: Gabriels, L: Deep brain stimulation for treatment-refractory obsessive-compulsive disorder: psychopathological and neuropsychological outcome in three cases., Zeitschrift: ACTA PSYCHIATRICA SCANDINAVICA, Ausgabe 107 (2003), Seiten: 275-282

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